Lärmaktionsplan des Flughafens:Protest aus Erding hält sich in Grenzen

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Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Zahl der Starts und Landungen am Flughafen München massiv gesunken. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Regierung von Oberbayern stellt den Lärmaktionsplan für den Flughafen München vor. Bereits im Vorfeld hatte es Kritik gegeben. Eitting, Oberding und die VG Wartenberg fordern zusätzliche Maßnahmen.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Regierung von Oberbayern hat jetzt den Lärmaktionsplan für den Flughafen München vorgestellt. In dem Plan werden unter anderem verschiedene lärmmindernde Maßnahmen zur Verbesserung der Lärmsituation im Umfeld des Flughafens dargestellt, die bereits getroffen wurden oder sich in Umsetzung befinden. Bereits im Vorfeld hatte es Kritik an dem Plan gegeben. Die überwiegende Zahl der Einwendungen bei den zwei Beteiligungen der Öffentlichkeit - betroffene Kommunen, Verbände, Bürgerinitiativen und Bürger - kamen aus dem Landkreis Freising. In Erding war man zurückhaltender. Oberding, Eitting und die VG Wartenberg hatten umfangreicher Stellung bezogen.

In Dorfen und der Kreisstadt Erding hieß es zum Beispiel nur, dass man den Plan zur Kenntnis nimmt. Auch aus Fraunberg kam keine Stellungnahme, wie die Regierung von Oberbayern mitteilt. Ebenso ist vom Landkreis Erding keine Stellungnahme verzeichnet. Der stärkste Widerspruch kam aus den Gemeinden Eitting und Oberding. Eitting fordert unter anderem Lärmreduzierungen beim Fluggerät/-betrieb, zum Beispiel durch den Ausschluss lauter Flugzeuge oder lärmmindernde An- und Abflugverfahren, die Reduzierung des Bodenlärms, unter anderem Lärmschutz durch Wälle, Gebäude, Anpflanzungen, und den "Umstieg auf andere Verkehrsträger", womit zum Beispiel der Umstieg der Passagiere auf die Schiene bei Kurzstrecken und innerdeutschen Zubringerflügen genannt wird.

Punkte, die auch Oberding in seiner Stellungnahme anführte. Ferner fordert die Gemeinde Oberding, dass im planfestgestellten Flughafengelände kein zusätzlicher Verkehr generiert werden soll, durch die Ansiedlung von "zweifelhaftem flughafenbedingtem Gewerbe"

Von der VG Wartenberg mit den Kommunen Markt Wartenberg, Langenpreising und Berglern kam in der ersten Anhörung, dass die im Plan angesprochenen Maßnahmen "völlig ungenügend" seien und "keinen wirklichen Fortschritt beim Lärmschutz bringen" würden. Man müsse besonders laute Flugzeuge ausschließen und den Nachtflug noch deutlicher und konsequenter regulieren. Zudem fordert man "die sofortige Einstellung der lärmerzeugenden Subventionen", womit das Förderprogramm der Flughafen München GmbH (FMG) für Flugverbindungen und ähnlichen Programme gemeint ist. Damit habe die FMG in der Vergangenheit die Zahl der Flugbewegungen und die Zahl der Lärmereignisse "künstlich und unnötig in die Höhe getrieben". Derartiges "gekauftes Wachstum" sei ein "Anachronismus" und müsse aus Gründen des Lärmschutzes schnellstens unterbunden werden.

Ausgelöst wurde der Lärmaktionsplan durch eine verpflichtende EU-Richtlinie "über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm" von 2002. Mit dem Plan sollen bestehende Emissionen dokumentiert werden, und er soll zudem als Grundlage dienen für mehr Lärmschutz. Zu den lärmreduzierenden Maßnahmen, die die Regierung von Oberbayern im Lärmaktionsplan jetzt aufzählt, gehören zum Beispiel unterschiedliche Start- und Landeentgelte. Airlines, die lautere Flieger einsetzen oder nachts in die Luft schicken, sollen mehr zahlen müssen. Laut Regierung seien die Fluggesellschaften seit einigen Jahren dabei, lautere Flugzeuge durch leisere zu ersetzen. Bei einem Teil der Flugzeugflotte seien auch "Wirbelgeneratoren" eingebaut worden, die verhindern, dass bestimmte Töne entstehen. Durch Anbindung ans Schienennetz sollen zudem der Autoverkehr und die Zahl von Zubringerflügen abnehmen.

Auch von Seiten der Politik kam Widerspruch. Der Landtagsabgeordnete Johannes Becher (Grüne) sieht im vorgestellten Plan keine Verbesserung für die Region. Die Stadt Freising lehnte ihn ab. Ihr fehlt der Verzicht auf die dritte Startbahn und ein echtes Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr morgens. Sogar von den Markt Schwabener Gemeinderäten gab es Widerspruch. Sie fordern eine fairere Verteilung der Flüge über den Landkreis Ebersberg - und eine striktere Nachtruhe. Obwohl die Gemeinde gut 25 Kilometer weg ist vom Flughafen, liegt der Markt in einer Ein- und Abflugsschneise.

Die größte Lärmminderung löste indes das Covid-19-Virus aus und die Maßnahmen zu seiner Eindämmung. 2019 wurden am Flughafen München noch 47,9 Millionen Passagiere abgefertigt sowie rund 417 000 Flugbewegungen (Starts und Landungen) abgewickelt. Das Luftfrachtaufkommen lag damals bei rund 339 000 Tonnen, wie es im Lärmaktionsplan heißt. Aufgrund der Corona-Pandemie sei im Jahr 2020 die Anzahl der abgefertigten Passagiere um 76,8 Prozent auf rund 11,1 Millionen und die Anzahl der Flugbewegungen um 64,8 Prozent (im Vergleich zu 2019) auf rund 147 000 eingebrochen. Die geflogene Luftfracht sank gegenüber 2019 um 54,9 Prozent. In den Monaten Januar bis September 2021 wurden nur 7,4 Millionen Fluggäste abgefertigt. Die Anzahl der Flugbewegungen in diesem Zeitraum betrug laut Regierung von Oberbayern 93 639.

Der Lärmaktionsplan wird von sofort an auf der Internetseite der Regierung von Oberbayern www.regierung.oberbayern.bayern.de/service/planfeststellung/oeffentlichkeit/ veröffentlicht. Zudem liegt er bis einschließlich 31. Januar bei der Regierung von Oberbayern, Maximilianstraße 39, 80538 München, zur Einsicht aus.

© SZ vom 31.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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