Laden macht zu:Ein Standortproblem

Lesezeit: 2 min

Der Unverpackt-Laden Lela Lose schließt in einigen Wochen. In Landshut trifft das Konzept auf eine offenbar interessiertere Kundschaft

Von Charlotte Nachtmann, Erding

Was andernorts boomt, ist für Erding offenbar doch noch eine Spur zu trendig. Der Unverpackt-Laden Lela Lose in der Freisinger Straße konnte sich jedenfalls nicht etablieren und muss zum 22. Mai schließen. "Man braucht ein bis eineinhalb Jahre, um mit einem neuen Geschäft Fuß zu fassen", sagt Inhaberin Daniela Kronpass, "unter normalen Bedingungen." Nur drei Monate nach der Eröffnung im Dezember 2019 kam der erste Lockdown im Zuge der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Kronpass noch keine breite Stammkundschaft. Zufällig verirrt sich der Erdinger auch nicht unbedingt in die Freisinger Straße. "Für viele ist es vermutlich einfacher, ins Industriegebiet zu fahren, wo man direkt vor der Tür parken kann und schnell alles auf einmal bekommt", vermutet Kronpass. Und diese Einschätzung teile sie mit vielen Einzelhändlern in der Erdinger Innenstadt, die ein Abwandern der Kundschaft befürchten.

Die Zeit bis zum ersten Lockdown war zu kurz, um sich in Erding zu etablieren, sagt Daniela Kronpass. (Foto: Renate Schmidt)

Eigentlich sei der Laden mit angeschlossenem Café gut angelaufen, sagt Kronpass. Auch nach dem ersten Lockdown stabilisierten sich die Einnahmen ihren Angaben zufolge wieder. Als im Sommer ihr Sohn zur Welt gekommen war, stellte Kronpass Personal ein. Im zweiten Lockdown bedeutete dies allerdings zusätzliche Fixkosten. Trotz Stundenkürzungen sei die Bezahlung für die Teilzeitkraft und die beiden Aushilfen nun nicht mehr zu stemmen, so die Ladeninhaberin: "Ich mache das aus Überzeugung, klar. Aber irgendwann möchte man davon leben können."

Von Stofftaschentüchern bis Reinigungsmittel reicht das Angebot. (Foto: Renate Schmidt)

Die Option, den Unverpackt-Laden nun wieder alleine zu führen, sei nicht mehr umsetzbar, sagt die gebürtige Münchnerin, weil sie seit Februar dieses Jahres eine zweite Filiale in ihrer neuen Heimat Landshut betreibt. Wie der Erdinger Laden ist dieser durch eine Crowdfunding-Aktion finanziert worden. Im neuen Geschäft laufe es "den Umständen entsprechend" sehr gut, berichtet Kronpass. "Landshut ist die größere und dynamischere Stadt. Die Kundschaft schien mir offener für das Konzept."

In vier Wochenist nun Schluss. (Foto: Renate Schmidt)

Die Abhängigkeit von einem guten Standort zeigt sich auch im Freisinger Unverpackt-Laden Fräulein Lose, den Kronpass 2018 zusammen mit ihrer Schwester Lisa gegründet hatte. Es war ihr erster Laden, in dem sie Waren ohne Verpackung angeboten hatten. In den vergangenen drei Jahren baute Lisa Kronpass dort eine Stammkundschaft auf, wie sie sagt, die ihr auch während der Pandemie treu geblieben ist. "Bei mir läuft es top, top, top. Ich würde mich sogar als Krisengewinnerin bezeichnen." Ein grundsätzliches Problem haben Unverpackt-Läden durch Corona offenbar nicht, zumal sie als Lebensmittelgeschäfte dauerhaft geöffnet bleiben durften. Strenge Hygieneauflagen seien aufgrund der offenen Waren ohnehin Standard, so Daniela Kronpass. Alle Kunden müssten sich vor dem Einkauf die Hände desinfizieren oder waschen. Die Schaufeln zur Selbstbedienung würden noch regelmäßiger als sonst gereinigt.

Aus einer anfangs im Raum stehenden Übernahme von Lela Lose durch einen Dritten wurde nichts. Daniela Kronpass überlegt indes, das Unverpackt-Angebot in Erding im Rahmen eines Pop-up-Stores aufrecht zu erhalten.

© SZ vom 30.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: