Kunstwerk mit langem Anlauf:Polierter Edelstahl

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Nach langwierigen Verhandlungen und Berechnungen kann das Kunstwerk "Jetzt" von Robert Kessler gebaut werden. Die Firma Mühlbauer aus Furth im Wald kennt sich im Brückenbau aus

Von Antonia Steiger, Erding

Das lange Warten auf das Kunstwerk "Jetzt" von Robert Kessler soll bald ein Ende haben. Der Bogen aus Edelstahl, der sich an der Einmündung der Bachinger Straße über die Haager Straße neigen soll, wird noch in diesem Frühsommer errichtet, darin sind sich Künstler und Stadt einig. Über Jahre haben sich die Verhandlungen hingezogen, denn es waren immer neue Probleme aufgetaucht. Sie scheinen jetzt offenbar geklärt. Und auch auf der finanziellen Seite ist eine Einigung zustande gekommen. Denn dass der Bogen nicht für 100 000 Euro zu haben sein wird, wie ursprünglich geplant, ist schon lange klar. Ein zweites Angebot Kesslers in Höhe von 200 000 Euro war der Stadt zu teuer. Jetzt hat man sich auf 150 000 Euro geeinigt. Die Arbeiten am Fundament erledigt die Stadt außerdem, das bestätigte Stadtbaumeister Sebastian Henrich.

Als erste Hürde hatte sich nach der Entscheidung des Stadtrats für Kesslers Werk das Schwingungsverhalten des zart auslaufenden Bogens aufgetan. Die Stadt Erding beauftragte einen Prüfstatiker, der testen sollte, ob der Bogen auch Stürmen stand hält. Weitere Fragen zur Statik ergaben sich aus der Erkenntnis, dass das Fundament genau an einer Stelle geplant ist, unter der die Erdwärmeleitung verläuft. Nochmals waren laut Kessler "aufwendige statische Konstruktionsumplanungen" die Folge. Zu allem Ungemach musste Kessler noch eine neue Firma finden, die das Kunstwerk herstellt, weil das Unternehmen seiner Wahl wirtschaftliche Probleme bekommen hatte. Aber jetzt ist selbst diese Frage gelöst: Die Firma Mühlbauer Stahl und Metallbau GmbH aus Furth im Wald übernimmt den Auftrag, sie kennt sich mit Brückenbauten aus.

"Es ist schon sehr kompliziert", sagte Henrich über das Kunstwerk und seine Verankerung im Boden. Doch nun könnten die Vorarbeiten im Rathaus beginnen, denn der Planungs- und Bauausschuss hat die 150 000 Euro für das Kunstwerk bewilligt. Bevor das Kunstwerk aufgestellt wird, muss der Boden bereitet werden, und das ist Sache der Stadt. "Das Fundament liefern wir", sagt Henrich. Dies war von Anfang an so vereinbart.

Hochzufrieden ist Robert Kessler darüber, dass die Firma Mühlbauer das Kunstwerk herstellen wird. Sie hat nicht nur Erfahrungen im Brückenbau, sondern hat auch Harry Seeholzers stählernes Tor im Gewerbegebiet West gefertigt. In einem Stück wird in der Werkstatt in Niederbayern der Edelstahlbogen gebaut, das nimmt laut Kessler fünf Wochen in Anspruch.

Für die Firma Mühlbauer kein ganz unkompliziertes Unterfangen, weil sie die Werkstatt frei räumen und sauber machen müsse, damit der Edelstahl keinen Kratzer bekomme. Ist der Bogen fertig, wird er laut Kessler in einem Zelt neben der Werkstatt poliert, damit in der Werkstatt die Schlosser andere Aufträge ausführen können. Diese Arbeit wird weitere zwei Wochen in Anspruch nehmen. Dann wird der Bogen nach Erding gebracht. "Er kommt morgens und abends steht er", sagt Kessler. Die Firma Mühlbauer kennt sich mit Schwerlastverkehr aus und den Genehmigungen, die für einen solchen Transport eingeholt werden müssen. Auch das war anfangs anders gedacht: Wie Kessler sagt, sollte der Bogen ursprünglich in Teilen gefertigt und vor Ort zusammengeschweißt werden.

Im Sommer können sich die Erdinger also über ihr nächstes Kunstwerk im öffentlichen Raum freuen - wenn alles glatt läuft. Der genaue Termin hängt nun davon ab, wie schnell das Fundament fertig wird. Doch so kompliziert sich der Werdegang auch gestaltet, so überzeugt sind die Erdinger Politiker von Kesslers Werk. Von Anfang an zeigte sich der gesamte Stadtrat von der Idee Robert Kesslers überzeugt. Und auch der Künstler selber ist überzeugt. "Es wird wunderschön", sagt er.

Der Bogen wird die Haager Straße in sechs Meter Höhe überspannen. Wenn ein Fußgänger unten durch geht, soll ein Licht rot pulsieren. Dieser Moment stehe für den Übergang zwischen Vergangenheit und Zukunft, sagt Kessler - "also für jetzt". Dass die Verwirklichung eine so lange Zeit in Anspruch nimmt, liegt auch daran, dass dieses Kunstwerk ein Prototyp ist. In dem Bereich, in dem er arbeite, sagte Kessler, gehe es immer um Innovationen. "Das führt mich in Grenzbereiche." 2011 hatte er einen Gutachterwettbewerb zur Stadtteilkunst gewonnen. Der Bogen weise Bezüge zu Erding auf, hieß es damals. So erinnert der großzügige Bogen an eine Pflugschar und verweist auf das Erdinger Stadtwappen. Zugleich stellt der Bogen symbolisch das ehemalige Haager Tor dar.

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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