Kunst im Alter:Viel erreicht

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Mit 89 Jahren präsentiert Evelyne Buchner-Lenz eine Ausstellung ihrer Malereien - inspiriert vom Impressionismus

Von Yvonne Ramp, Erding

"Wenn etwas Spaß macht, dann macht man das auch bis zur Erschöpfung", sagt Evelyne Buchner-Lenz. Die 89-Jährige Künstlerin erinnert daran, dass man auch in hohem Alter Großes erreichen kann. Am kommenden Dienstag wird eine Ausstellung mit ihren Bildern im Fischers Seniorenzentrum im Beisein von Oberbürgermeister Max Gotz eröffnet. Die Ausstellung zeigt alte und neue Bilder der Künstlerin, ein paar davon stammen sogar direkt von den Wänden des Zentrums für betreutes Wohnen, in dem sie seit einigen Jahren lebt und arbeitet.

Diese Vernissage ist nicht ihre erste, schon mehrmals hat Buchner-Lenz Bilder ausgestellt - aber erst ab dem Rentenalter. Mit 70 kam sie nach Erding und beschloss, einen Malkurs an der Volkshochschule zu besuchen: "Da habe ich mir dann gedacht: Was die hier machen, ist richtig toll, das gefällt mir", sagt die Künstlerin.

Bis dahin hatte Buchner-Lenz mit Malerei an sich noch nicht viel zu tun. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg begann sie ein Studium der bildenden Kunst an der Berliner Hochschule. Nach ihrem Abschluss startete sie eine Karriere als "Modedirektrice", dem Äquivalent zur heutigen Designerin. Wenige Jahre später beschloss sie, sich mit ihrem Mann selbstständig zu machen, "doch als die Mauer gebaut wurde, mussten wir uns umentscheiden", sagt Buchner-Lenz. Sie nahm eine Stelle bei einem westdeutschen Betrieb an und entwarf hier das nach ihr benannte "Evelyne-Modell", das als Damenkleid in den 60er- und 70er-Jahren überaus beliebt war. Inspirationen für ihre Entwürfe holte sie sich in den Mode-Hochburgen Paris, Mailand oder New York.

In jeder der Städte besuchte sie immer wieder impressionistische Ausstellungen: "Matisse, Monet, das waren die Künstler meiner Jugend", sagt die Malerin. Die Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich entstandene Kunstepoche "des Lichts und der Atmosphäre" hat es Buchner-Lenz am meisten angetan. Auf die ein oder andere Weise sei sie schon immer fasziniert von der Malerei gewesen und hatte sich auch fest vorgenommen, nach dem Berufsleben damit zu beginnen.

Ob sie Vorbilder hat? Nein: "Ich male nach meinem eigenen Stil", sagt die 89-Jährige. Doch ihre Malweise sei sehr realitätsnah, am liebsten verwende sie Motive aus der Natur, wie Landschaften, Höfe und Straßen, seltener auch Figuren. In letzter Zeit malt sie aber nicht mehr ganz so viel wie am Anfang. "Natürlich ist es anstrengend. Aber wenn man etwas liebt, nimmt man das in Kauf. Und ich kann mir das Malen ja ein- und aufteilen", sagt sie. Jetzt darf sie sich aber ohnehin erst einmal an ihrer Arbeit der letzten Jahre erfreuen, bis zum 9. Oktober kann man im Seniorenzentrum ihre Kunstwerke bewundern.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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