Kultusministerium nennt Hürden für Wartenberg:Kein Handlungsbedarf

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Für ein viertes Gymnasium im Landkreis fehlen die Voraussetzungen: Das Einzugsgebiet ist zu klein und die bestehenden Schulen haben noch Erweiterungskapazitäten

Von Philipp Schmitt, Erding

Die unter anderem von der FDP geforderte rasche Realisierung eines vierten Gymnasiums im Landkreis in Wartenberg ist derzeit offenbar nicht möglich. Der Kreisausschuss für Bildung und Kultur hat sich in der vergangenen Sitzung mit dem Thema beschäftigt. Die Mitglieder diskutierten basierend auf angeforderten Informationen vom Kultusministerium darüber, ob und unter welchen Voraussetzungen ein weiteres Gymnasium im Landkreis errichtet werden könnte. Fazit: Die Chancen für eine neue Schule in Wartenberg sind momentan wohl wegen der aktuellen Schülerzahlen und der hohen Hürden für einen Neubau eher gering. "Wir haben momentan keinen Handlungsbedarf", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU). Der Landrat fügte an, dass der Bedarf aber weiter "jedes Jahr aufs Neue" überprüft werden soll.

Ebenfalls "keinen Handlungsbedarf in diesem Bereich" sah der Dorfener Stadtrat und Lehrer Michael Oberhofer (CSU). Der Vorsitzendes des Kreisverbands Erding-Dorfen des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) verwies zudem darauf, dass - falls in den nächsten Jahren die Voraussetzungen für den Bau eines weiteren Gymnasiums gegeben wären - die geringe Größe bedenklich wäre. "Ein sehr kleines Gymnasium" könne den Schülern nur wenige Möglichkeiten bieten und die Talente nicht so gezielt fördern, wie es größere Schulen mit vielen Schwerpunkten und Angeboten bieten können, sagte der BLLV-Kreischef. Der zweite Erdinger Bürgermeister und Kulturreferent Ludwig Kirmair (CSU) sagte, dass die aktuellen Zahlen den Bau einer weiteren Schule in Wartenberg derzeit "nicht hergeben".

Katrin Neueder vom Landratsamt hatte die aktuellen Zahlen und Informationen zum Thema präsentiert: Die Schülerzahlen an den Erdinger Gymnasien würden sich eher nach unten entwickeln. Zudem seien die Kriterien für eine neue Schule derzeit wohl nicht erfüllt. Dies ergebe sich aus einer Anfrage des Landratsamts beim Ministerialbeauftragten für die Gymnasien und beim Kultusministerium in München. Das Landratsamt habe eine Positionierung zu einem potenziellen vierten Gymnasium im Landkreis mit dem Standort Wartenberg gefordert. Der Ministerialbeauftragte für Gymnasien habe daraufhin mitgeteilt, dass das neue Gymnasium in jeder Jahrgangsstufe zumindest dreizügig (drei Klassen in jeder Jahrgangsstufe) sein müsse. Zudem dürfe eine neue höhere Schule den Standort einer der drei bestehenden Schulen nicht gefährden. Darüber hinaus dürften zu den vorhandenen Schulen keine guten Busverbindungen bestehen. Wenn gute Busverbindungen zu den bestehenden Standorten vorliegen, sei vom Bau eines weiteren Gymnasiums abzusehen, habe der Ministerialbeauftragte den Erdingern mitgeteilt.

Neueder teilte dazu mit, dass aus Sicht des Ministerialbeauftragten im Landkreis gute Busverbindungen zu den vorhandenen Schulen vorliegen. Und es gibt noch eine weitere Hürde: An den bestehenden Schulen dürfe es keine Möglichkeiten für Erweiterungen geben, damit der neue Standort in Wartenberg möglich wäre. Auch dabei sei es wohl so, dass die bestehenden Gymnasien im Landkreis durchaus noch Erweiterungspotenzial haben dürften, hieß es in der Sitzung. Sowohl am Anne-Frank-Gymnasium als auch am Korbinian-Aigner-Gymnasium sei noch Erweiterungspotenzial vorhanden.

Das Kultusministerium habe ähnliche Kriterien mitgeteilt, die zu erfüllen seien. Die neue Schule müsse Dreizügigkeit bieten. Sie dürfe keinen bestehenden Standort gefährden. Umliegende Schulen müssten so ausgelastet sein, dass sie keine Schüler mehr aufnehmen können. Fazit: Die Voraussetzungen sind derzeit wohl nicht erfüllt. Aus dem Einzugsgebiet eines möglichen Wartenberger Gymnasiums sei eine Dreizügigkeit derzeit nicht gegeben. Anhand der auf dem Schuljahr 2019/2020 basierenden Eintrittszahlen unter Berücksichtigung der Schüler aus den Gemeinden Berglern, Langenpreising, Wartenberg und Fraunberg und aus dem Holzland sei die geforderte Dreizügigkeit nicht zu erreichen. Aus den genannten Gemeinden seien im aktuellen Schuljahr 51 Schüler in die fünfte Jahrgangsstufe der Gymnasien des Landkreises und der Schule in Moosburg (betrifft Schüler aus Langenpreising) gewechselt. Für ein neues Gymnasium in Wartenberg könne auch nicht mit dem Zustrom von Schülern aus dem Landkreis Freising gerechnet werden, weil in der Nähe in Moosburg ein Gymnasium vorhanden ist. Die FDP im Landkreis und vor allem der Wartenberger Ortsverband hatte im Landtagswahlkampf vehement den raschen Bau eines vierten Gymnasium im Landkreis mit Standort Wartenberg gefordert.

© SZ vom 05.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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