Kulturverein Erding:Musiker folgt auf Jurist

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Nach 30 Jahren gibt Horst Belling den Vorsitz des Erdinger Kulturvereins an Gitarrenlehrer Peter Hackel ab. Der hat schon Pläne und hoft auf Synergieeffekte

Von Regina Bluhme

Vor 30 Jahren suchten die Mitglieder des neugegründeten Kulturvereins Landkreis Erding einen Vorsitzenden. Sie wählten keinen Maler, keinen Musiker, keinen Literaten an die Spitze, sondern Horst Belling, den Direktor des Erdinger Amtsgerichts. 30 Jahre hatte Belling den Vorsitz inne, am vergangenen Montag übergab der 77-Jährige das Amt an Peter Hackel. Der Gitarrist und Musiklehrer will auf Bewährtes wie die Bairische Weihnacht setzen, denkt aber auch über eine Neuauflage der Kulturnacht nach.

Nach 30 Jahren sei es an der Zeit, das Amt abzugeben, sagt Horst Belling. Er ist fast von der ersten Stunde an dabei: Am 21. Mai 1986 wurde der Verein von Kunstschaffenden und Kunstinteressierten gegründet. Ein Bekannter hatte ihn vorgeschlagen, und Belling wurde zur Sitzung eingeladen. "Ich kam wegen eines Termins eine Stunde zu spät zur Tür herein, da wurde ich schon als Vorsitzender mit Beifall begrüßt", erinnert er sich.

Er musizierte nie, er dichte und er malte nie

Der Jurist spielt bis heute kein Instrument, dichtet und malt nicht, wie er sagt. Er sei aber kulturell sehr interessiert und gehe gerne auf Konzerte. Und er war offensichtlich 30 Jahre lang der Richtige für den Job, zu dem auch nicht zum kleinsten Teil das Organisieren von Sponsorengeldern gehört.

"Unser Ziel war es zunächst, in der neu erbauten Stadthalle bessere Konditionen für Erdinger Vereine bei den doch recht teuren Benutzungsgebühren zu erreichen", sagt Hort Belling. Das sei dann gelungen, "auch wenn es immer noch ein Haufen Geld war". Weiter ging es dann Ende 1980 mit der Organisation der Kulturnacht, bei der Künstler aus dem ganzen Landkreis auftraten. "Bei der ersten Veranstaltung hatten wir 3500 Besucher, ein Riesenerfolg", erinnert sich Belling. Weitere Nächte in Erding und Dorfen folgten. Dann kam das Sinnflutfestival mit ähnlichen Ideen, "und da konnten wir mit unserem ehrenamtlichen Konzept nicht mehr mithalten."

Mitglieder des Vereins organisierten über viele Jahre Opernaufführungen in Erding wie die Zauberflöte oder Carmen. "Das alles können Sie nur machen, wenn Sie Sponsoren gewinnen", sagt Belling. Das sei ihm aber auch immer gelungen. "Wir sind immer ganz gut über die Runden gekommen." Nur einmal stand es Spitz auf Knopf: Eine Aufführung mit Werken von Strawinsky bescherte Ärger mit der Gema, weil der Komponist zu dem Zeitpunkt noch keine 70 Jahre tot war. "Das hatten wir übersehen, und nun sollten wir ein Mehrfaches der Einnahmen zurückzahlen", sagt der 77-Jährige. Bis nach Berlin sind die Vereinsmitglieder zum Verhandeln gereist. Die Summe wurde schließlich verringert.

Die Bairische Weihnacht - eine Premiummarke

Einer der erfolgreichsten Veranstaltungen des Kulturvereins Landkreis Erding ist und bleibt die Bairische Weihnacht, die nach Schätzung von Horst Belling schon 25 Mal in der Stadthalle stattgefunden hat. Die Herbergssuche werde jedes Jahr von Regisseur Hans Purainer neu geschrieben und gestaltet, so Belling. Heuer wird die Bairische Weihnacht am Samstag, 10. Dezember, von 20 Uhr an in der Stadthalle aufgeführt. Der Kartenverkauf läuft.

Bellings Nachfolger Peter Hackel will die "Premiummarke" Bairische Weihnacht "auf jeden Fall beibehalten und pflegen", wie er betont. In ihm hat nun ein Vollblutmusiker das Spitzenamt des Kulturvereins inne. Der 53-Jährige, der in Rheinfelden im Landkreis Lörrach geboren wurde, hat ein klassisches Gitarrenstudium absolviert. Er ist im Landkreis bekannt zum einen als stellvertretender Leiter der Kreismusikschule Erding und Gitarrenlehrer, zum anderen als Musiker, der in Konzerten mit verschiedenen Besetzungen, gerne auch mit seiner Frau Claudia, auftritt. Das Ehepaar lebt seit 1997 in Dorfen und hat zwei Kinder. Das Amt des Vorsitzenden habe er "nach reiflicher Überlegung, aber sehr gerne" angenommen, sagt er. Das kulturelle Angebot im Landkreis sei "unglaublich vielfältig". Hackel will nun Künstler besser vernetzen und hofft, "dass Synergieeffekte entstehen", zum Beispiel zwischen dem Kulturverein, der Kreismusikschule, dem Kunstverein oder dem Kammerorchester.

Der neue Vorsitzende kann sich aber auch vorstellen, in zwei oder drei Jahren wieder einmal eine Kulturnacht auf die Beine zu stellen, die viele Künstler aus dem Landkreis zusammenbringen soll. Dadurch könnten sich die Leute untereinander besser kennenlernen, ist er überzeugt, und der eine oder andere finde vielleicht den Weg in den Kulturverein Erding. Bei aktuell 41 Mitgliedern ist tatsächlich noch Luft nach oben.

Die Neuwahlen des Kulturvereins Erding am Montag ergaben folgenden Vorstand: Nachfolger des Vorsitzenden Horst Belling ist Peter Hackel. Stellvertreter bleibt Hartwig Sattelmair. Als Kassier wird Martin Widl durch Christian Protz abgelöst. Revisor ist weiterhin Günther Miller, und Schriftführerin Gertraud Gieron bleibt für ein weiteres Jahr im Amt.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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