Kulturpreis des Landkreises:Von brachial bis bewahrend

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Mit Auszeichnungen für den Künstler Harry S. und den Kreisjagdverband beweist der Landkreis Erding ein breit angelegtes Verständnis für Kultur. Die Preisträger werden in der Stadthalle gefeiert

Von Philipp Schmitt, Erding

Der Künstler Harry S. und der Kreisjagdverband (KJV) haben am Freitag in der Stadthalle die Kulturpreise des Landkreises 2017 entgegen genommen. "Ich habe mich über den Kulturpreis als Anerkennung gefreut", sagte der Maler, Bildhauer und Aktionskünstler Harry S, der eigentlich Harry Seeholzer heißt und für die Gruppierung Erding Jetzt im Stadtrat sitzt. Als "große Ehre für den Kreisjagdverband" bezeichnete Thomas Schreder die Würdigung der von den Jägern geleisteten Arbeit: "Für uns ist das eine Bestätigung und ein wichtiger Ansporn für die Zukunft", sagte er als KJV-Vorsitzender.

Ein feierlicher Rahmen: Das Sinfonieorchester der Kreismusikschule Erding spielte unter der Leitung von Veronika Marschall. (Foto: Renate Schmidt)

"Harry Seeholzer zeigt mit seiner Kunst neue Perspektiven und gesellschaftliche Entwicklungen auf. Er polarisiert und fördert den Diskurs", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU). 2008 bekam Seeholzer bereits den Tassilopreis der Süddeutschen Zeitung. Er wurde 1959 in Erding geboren. Der Künstler arbeite "am Puls der Zeit", sagte Bayerstorfer, er genieße in der Kunstszene "ein besonderes Renommee" und habe sich auch nie gescheut, gesellschaftlich wichtige Themen wie den Klimawandel künstlerisch zu beleuchten. Mit seinen provokant-spektakulären Kunstprojekten habe Seeholzer für Schlagzeilen gesorgt: Bronze-Skulpturen am Flughafen, die Weidenkuppel in Taufkirchen, ein sieben Meter großer Blauer Christus in der Erdinger Stadtpfarrkirche, die umstrittenen Stahlrohre an den Einfahrtstraßen in Erding-West. Originelle Ideen hat der frühere Bademeister und Masseur in die Tat umgesetzt, zum Beispiel beim Spaziergang auf der Sempt oder Aktbildern von Erdinger Frauen. Mit der Anzeige "Würgt es euch auch?" in der SZ und dem Malen von Albträumen startete er die Wandlung zum Künstler, und die Presse begann sich zu interessieren. Zudem bearbeitet er mit brachialer Kreativität Holz und Eis mit der Kettensäge. Auch mit seinem Sohn Florian konzipiert Seeholzer Ausstellungen. Bayerstorfer würdigte aber auch sein Engagement für soziale Projekte und seine Arbeit im Stadtrat als Referent für Stadtpark und Kronthaler Weiher. "Wir verneigen uns vor Ihrer Kreativität, Ihrem sozialen Engagement und Ihrem künstlerischen Gesamtwerk", sagte Bayerstorfer zum Applaus der Besucher.

Bester Laune sind die neuen Träger des Kulturpreises des Landkreises: Thomas Schreder (Mitte) und Harry S. (rechts), Landrat Martin Bayerstorfer gratulierte. (Foto: Renate Schmidt)

Er würdigte aber auch die Bedeutung der Jagd und das Engagement des KJV: Die Jagd sei Grundlage der menschlichen Kultur und der KJV "eine wichtige Gruppe in der Gesellschaft". Wie gejagt werde, sei Gradmesser für die kulturelle Reife und ein Spiegel der Zeitgeschichte. Der KJV gehe mit der Natur vorbildlich um, kümmert sich um Jagd, Hege, Pflege, Ausbildung der Jäger und Hunde, informiert an Schulen, um Bewusstsein für Natur zu schärfen, sagte Bayerstorfer, der selbst kürzlich den Jagdschein erworben hat. Der Kreisjagdverband hat sich mit Initiativen für Wildschutzzäune an der FTO und gegen Müll in den Wäldern eingesetzt.

Den Festvortrag zum Thema "Kulturelles Schaffen ist schöpferisches Tun" hielt Rainer Maria Schießler. (Foto: Renate Schmidt)

Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Dorfen und Erding 1920 und 1924 gegründete Jagdvereine. Die Bezirksgruppe Erding wurde 1948 vom damaligen Oberdinger Bürgermeister Albert Schweiger gegründet. Der Biologe Thomas Schreder leitet den KJV seit 2006, davor waren Kurt Hörmann (1996 bis 2006), der Ehrenvorsitzende Egon Lechner (1972 bis 1996), Anton Ebner (1956 bis 1972) und Schweiger Vorsitzende des KJV mit sechs Hegegemeinschaften und 110 Jagdrevieren, Jagdhornbläsern und Bläserchor. Als Festredner war der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler zu Gast, der kulturelles Schaffen als schöpferisches Tun würdigte. Den musikalischen Rahmen gestaltete das von Veronika Marschall geleitete KMS-Sinfonieorchester.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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