Kulturhistorischer Rundgang durch Erding:Aufpolierter "Goldener Faden"

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Seit 13 Jahren weisen 41 Bronzeplatten im Gehwegpflaster einen besonderen Weg durch die Altstadt. Der Arbeitskreis "Erding bewegt" und der Historische Verein haben die Tour überarbeitet

Von Florian Tempel, Erding

Jeder, der ein bisschen aufmerksam durch Erdings Straßen geht, kennt die bronzenen Platten, die einem immer wieder im Gehweg-Pflaster begegnen. Doch nicht jeder weiß, was es mit ihnen auf sich hat. Eines ist zwar leicht zu erkennen: Die Platten zeigen in stilisierter Form die historische Altstadt. Dem Erdinger Künstler Harry S. ist das mit einer grafisch komprimierten Darstellung markanter Gebäuden besten gelungen. Doch wozu? Die kreisförmige Anordnung der Häuser, aus der nur der Stadtturm auffällig herausragt, drückt die Bedeutung und Funktion der Bronzeplatten aus: Sie sind die Wegweiser für einen ganz besonderen Rundgang durchs Erdinger Zentrum, für den kulturhistorischen Spaziergang "Der goldene Faden".

Erfinder und Erneuerer des "Goldenen Fadens" (v.l.): Jutta Harrer, Horst Potempa, Heike Kronseder, vorne Doris Kraeker und Anton Hirth. (Foto: Stephan Goerlich)

Den knapp drei Kilometer lange Weg "Der goldene Faden" vom Bahnhof durch die ganze Erdinger Innenstadt und zurück gibt es schon seit 2002, die Idee dazu ist noch einmal zwei Jahre älter. Geboren wurde die Idee gemeinsam von Doris Kraeker, Roswitha Bendl und Horst Potempa, die damals im Arbeitskreis Stadtentwicklung der Erdinger Agenda 21-Gruppe zusammen gekommen waren. Vorbild für den Erdinger Rundweg ist der "Rote Faden" in Hannover. Dort ist ein Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt in einer durchgehenden Linie mit schmalen roten Pflastersteinen markiert. Das wollte man in Erding ähnlich machen. Doch der damalige Bürgermeister Karlheinz Bauernfeind sprach sich gegen eine solche rote Linie aus, da sie das Pflaster verschandeln würde. Der damalige Stadtplaner Wilhelm Wagner schlug als schönere Alternative vor, bronzene Trittsteine als Wegweiser zu benutzen. So war man bei den Platten angelangt, die schließlich Harry S. entwarf. Das gefiel dem Bürgermeister und dem Stadtrat, und die glänzende Bronze legte die Benennung des Weges als "Der goldene Faden" nahe. 41 Bronzeplatten wurden für je 230 Euro von verschiedenen Sponsoren gespendet und verlegt. Die Stadt hat nun einen neues Faltblatt drucken lassen, dass dem Spaziergänger den Weg erklärt.

Der Stadtturm auf den von Harry S. gestalteten Bronzeplatten weist den Weg. (Foto: Stephan Goerlich)

Nach knapp 15 Jahren sei es wohl an der Zeit gewesen die Beschreibung des Rundgangs etwa zu überarbeiten, sagte Horst Potempa bei der Präsentation des neuen Flyers am Sonntag. Außerdem wird "Der Goldene Faden" nun in eine Reihe von Spazier- und Wandertouren eingereiht, die im ehrenamtlichen Arbeitskreis "Erding bewegt" mit der SPD-Stadträtin Jutta Harrer an der Spitze ausgearbeitet worden sind. Das ursprüngliche Faltblatt ging seit 2002 in einer Auflage von mehreren tausend Stück an eben so viele Spaziergänger, sagte der Chef des Erdinger Stadtmarketings, Günther Pech. Die textliche Überarbeitung wurde von Heidemarie Menzel und Anton Hirth vom Historischen Verein übernommen. Und damit auch wirklich alles stimmt, hat am Ende auch Stadtführerin Doris Bauer noch einmal drübergelesen und ihn abgesegnet, berichtet Heike Kronseder, die Vorsitzende des Historischen Vereins.

Im großen Ganzen ist "Der goldene Faden" so geblieben, wie es ihn seit 2002 gibt. Eine neue Station auf dem Weg ist aber zum Beispiel das bronzene Modell der Altstadt am Kleinen Platz, dass die Künstlerin Heike Maria Metz geschaffen hat. Zudem wurde ein Abstecher zum Museum Erding aufgenommen.

Der Anfang des Wegs ist am Bahnhof. Die erste Bronzeplatte ist dort in einer Stele aus Granit angebracht. Bis auf eine zweite Stelle ebenfalls mit einer Granitstele sind sonst alle Bronzeplatten im Gehwegpflaster eingelassen. Über die Dorfener Straße geht es durch den Schönen Turm in die Innenstadt. Immer in die Richtung, in die die Spitze des Stadturms einer Platte zeigt, geht es weiter. So kommt der Spaziergänger nach und nach an einer Vielzahl historischer Gebäude, Kunstwerke und schöner Ecken vorbei. Durch die Gasse Am Rätschenbach geht es zum nördlichen Ende der Altstadt, dann die Lange Zeile wieder hinunter zum Palais des Freiherrn von Widnmann und seinem Gartenpavillon hinter der Stadtmauer. Weiter führt der Weg am Fehlbach entlang in den Stadtpark und über die Haager Straße zurück ins Zentrum, an der Stadtpfarrkirche St. Johannes vorbei, über den Schrannenplatz zum Frauenkircherl und dem Rathaus, das als sogenannter Grafenstock ehemals die Stadtresidenz der Grafen von Preysing war. Durch den Heiliggeisthof geht es schließlich zurück zum Bahnhof.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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