Kulturfestival:Riesenprogramm ohne Tamtam

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Sinnflut bietet zum 25 Jahre-Jubiläum besonders vielen Bands aus dem Landkreis eine Bühne. Der Mix mit internationalen Gästen, Marktbuden, Speis und Trank macht das Festival so attraktiv

Von Florian Tempel, Erding

25 Jahre sind ein veritables Jubiläum. Zeit für silberne Ehrennadeln, eine Urkunde aus dem Wirtschaftsministerium, mindestens einen dicken Strauß Blumen und herzliche Glückwünsche. In einer Woche geht das Kulturfestival Sinnflut in die 25. Saison. Mal sehen, wer zum Gratulieren kommt. Die Stadt hat zum Festival-Geburtstag immerhin großzügig einen Tag darauf gelegt. Beginn ist nicht wie sonst am Freitag, sondern diesmal schon am Donnerstag, in einer Woche.

Ein tolles Wimmelbild von Judith Heger ist das Plakatmotiv 2018. (Foto: Judith Heger/Sinnflut (Grafik))

Börnie Sparakowski und Peter Feller machen wenig Tamtam um das Jubiläum. Sie haben alle Hände voll zu tun und alle paar Minuten ruft jemand an. Eine Woche ist aber noch reichlich Zeit, findet Sparakowski, kein Grund zur Hektik. Ein Zelt und der Zaun rund um den Volksfestplatz stehen schon, sonst noch nicht viel und die Sonne brennt auf das staubige Gelände runter. Arbeiter schaufeln weiter drüben gerade ein Loch zu. Der Boden hatte sich verdächtig gesenkt, ein Kanalrohr war gebrochen. Dann kommt ein Lastwagen mit Containern und der erste Ausschankwagen trifft ein. Alles läuft normal.

Erstmals dabei ist Circus Imago mit eigenem Zelt und Abendshows. (Foto: Sinnflut/oh)

Er denke gar nicht so sehr daran, sagt Sparakowski, dass Sinnflut nun schon jubiläumsalt wird. Feller betont hingegen mehrmals, dass die 25 Jahre ja doch die Zeitspanne einer Generation ist. Seine Tochter Lea, die längst mit zur Geschäftsführung der Sinnflut GmbH gehört, war ein Baby, als das erste Sinnflut-Festival stattfand. Richtige Bühnen hatten sie damals nicht. Die Bands spielten von einem Traktor-Anhänger herunter.

Die grundsätzliche Idee des Sinnflut-Festivals hat sich nicht geändert. In erster Linie - und das wird vielleicht in diesem Jahr wieder deutlicher, weil wegen der Renovierung der Eishalle keine großen Abendshows mit überregional bekannten Stars stattfinden - gibt Sinnflut Bands und Musikern aus dem Landkreis ein Forum, sich und ihre Musik vor Publikum zu präsentieren. Es sind auch in dieem Jahr wieder Dutzende Acts, es gibt täglich mehrere Auftritte auf zwei Bühnen und im Tanzgarten. Das ist eine Menge fürs Publikum, das jeden Abend ganz umsonst viel geboten bekommt. Manch einer registriert dabei nicht, dass für viele Bands ein Gig auf dem Sinnflut ein Highlight im Jahr ist, denn Auftrittsmöglichkeiten sind rar.

Die Sinnflut-Macher haben wieder ein unglaublich breit gefächertes, regionales Musikprogramm auf die Beine gestellt. Mit alten Bekannten wie Clayton, der Gnadenkapelle, den Pinklers, Bonifaz Prexl, der Tom Torpedo Bluesband, dem Duo Hand'n'Voices oder dem Liedermacher Michael Benker. Dazu gibt es auch junge Bands und Nachwuchsmusiker wie, LVNG, Julius Höhlich, The Effects oder I-Düpferl.

"Ich stelle fest, dass es im Landkreis Erding wieder eine rege Szene gibt", sagt Feller. Man bekomme von den vielen Bands allerdings nur wenig mit, weil sie kaum sonst irgendwo zu hören und zu sehen seien. "Es gibt doch kaum Auftrittsmöglichkeiten", sagt Feller. Die Wirte hätten einfach kein Interesse mehr an Live-Musik und so vieles konzentriere sich nach München.

Neben den Bands, die aus dem Landkreis kommen oder eine Beziehung zu Erding haben, gibt es aber auch in diesem Jahr ein paar eingestreute internationale Acts. Fast schon eine Tradition ist, dass britische Musiker hier auftreten. Den Anfang machten vor sechs Jahren The Sharpees, die offenbar zu Hause in London vom Sinnflut-Festival erzählten. Jedenfalls klappt es seitdem immer wieder, Gäste aus UK in Erding begrüßen zu können, weil die mal unbedingt heuer herkommen wollen. Heuer kommen die Blues-Band Catfish und die Rock-Band Dull Knife.

Musik macht bei Sinnflut viel aus, ist aber nicht alles. Es gibt auch Auftritte von Tanzgruppen aller Art, Taekwondo-Vorführungen, eine Lichtschwertkampfshow der Jedi-Akademie Cham und einen Haustierzirkus und noch vieles mehr. Dieser ziemlich bunte Mix, dazu noch Verkaufsbuden mit allerlei schönen Sachen und die große Auswahl an Essen und Getränken machen dann im Ganzen die Attraktivität von Sinnflut aus. Aber ohne die Kultur wäre es doch nichts anderes als eine Art alternativer Biergarten, und deswegen würden nicht jedes Jahr 100 000 oder noch mehr Menschen kommen.

Es gibt bei Sinnflut schon immer auch noch ein bisschen mehr als Musik, Speis und Trank. Auch Künstler waren und sind Teil des Sinnflut-Festivals, mit größeren oder auch weniger auffälligen Aktionen und Angeboten. Aber es ist doch ein bunter Aspekt, der ebenfalls zu Sinnflut gehört. In diesem Jahr wird es zu Beispiel Müllkunst-Aktion geben.

Und weil Sparakowski und Feller wirklich immer offen für neue Ideen sind, haben sie auch die Initiative des Vereins Circus Imago mit offenen Armen auf dem Sinnflut willkommen geheißen. Der Zirkuskunstverein hat sich aus den schon langjährige Zirkusaktionen der Montessorischule in Aufkirchen heraus entwickelt. Kinder, Jugendliche und Erwachsene widmen sich bei Circus Imago der Artistik und moderner Zirkuskunst. Der Verein sich nun ein richtiges, großes Zirkuszelt ausgeliehen, dass er neben dem Festplatz aufschlägt. Tagsüber gibt es zweimal je drei tage Zirkus-Workshops für Kinder und Jugendliche. Abends sind Vorstellungen mit eigenen Artisten sowie Gäste zu sehen, poetische Artistik-Geschich- ten und Comedy- Theaterstücke für Kinder.

Sinnflut täglich von Donnerstag, 26. Juli, bis Sonntag, 5. August. Das umfangreiche Programm liegt an vielen Orten als kleines Heftchen aus und ist unter www.sinnflut.biz zu finden. Circus Imago hat sein Programm auf der Seite www.circusimago.de eingestellt. Vorverkauf für die Circus Imago-Shows im Buchladen "Bucherding", Freisinger Straße 3, Erding.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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