Kulturelles Erbe:Echte Meisterleistungen

Lesezeit: 3 min

Der Tag des offenen Denkmals steht in diesem Jahr unter dem Motto "Handwerk - Technik - Industrie". Im Landkreis können sich die Besucher in drei Objekten auf Spurensuche begeben

Von Barbara Forster, Erding

Auf den Spuren eines berühmten deutschen Schriftstellers wandern, mittelalterliche Handwerkskunst anfassen oder auf einer Orgel spielen. Wer das gerne machen möchte, dem bietet sich am Sonntag, 13. September, dazu Gelegenheit: Der Tag des offenen Denkmals steht in diesem Jahr unter dem Motto "Handwerk - Technik - Industrie" und zeigt, dass Geschichte sehr interessant sein kann. Wie jedes Jahr erhalten interessierte Bürger Einblicke in besondere Kulturdenkmale, die für Besucher sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind. Vorgestellt werden in diesem Jahr im Landkreis Erding das Josef-Martin-Bauer-Haus des Architekten Sep Ruf in Dorfen, das Erdinger Museum und die Evangelisch-lutherische Erlöserkirche im Erdinger Ortsteil Klettham.

Ein noch recht junges Denkmal ist dieses von Sep Ruf entworfene Haus in Dorfen, wo der Architekt mehrere Gebäude errichtet hat. (Foto: Renate Schmidt)

Jan Kurz, Projektleiter des Josef-Martin-Bauer-Hauses, bezeichnet das Gebäude als ein eher "unübliches Denkmal", da es erst um 1936 , also relativ spät, erbaut wurde. Entworfen wurde es von dem berühmten Baumeister Sep Ruf. Ruf galt als einer der herausragendsten Architekten im süddeutschen Raum. In den Jahren 1963 bis 1964 errichtete er auch den Kanzlerbungalow in Bonn und erlangte auf diese Weise eine noch größere Berühmtheit. Die Anlage in Dorfen besteht aus zwei firstparallelen, versetzt angeordneten erdgeschossigen Satteldachbauten, die durch einen niedrigen Zwischenbau verbunden sind. Wegen seines schlechten Zustandes wurde das Wohnhaus zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege wärmegedämmt. Auch die Fenster mussten erneuert werden. Laut Kurz seien solche Restaurierungen bei einem alten Gebäude ein schwieriges Unterfangen. Diese Arbeiten hat auch der Landkreis Erding in diesem Jahr bereits mit dem Fassadenpreis in der Kategorie Denkmalbauten für die Familie Ickler honoriert. Das Haus ist nun auch energetisch auf dem Stand von heute, "ohne das Originalbild zu zerstören", wie es bei der Preisverleihung hieß. Bei halbstündigen Führungen zwischen 10 und 16 Uhr erhalten die Besucher auch einen Einblick in das Leben des Schriftsteller Josef Martin Bauer. "Es sind noch sehr viele originale Einbaumöbel erhalten geblieben", sagt Kurz.

Auch das Erdinger Museum öffnet an diesem Tag von 10 Uhr bis 17 Uhr seine Pforten. Das um das 18. Jahrhundert erbaute Gebäude wurde 2010 saniert und einen großzügigen Anbau erweitert. Passend zum Motto "Handwerk - Technik - Industrie" bietet der Archäologische Verein Erding zwischen 10 und 17 Uhr frühmittelalterliches Handwerk zum Anfassen an und greift das Thema der aktuellen Sonderausstellung "Klettham 1965 bis 2015, 50 Jahre Entdeckung und Erforschung des bajuwarischen Reihengräberfeldes von Altenerding" auf. Handwerker und Darsteller des Vereins entführen die Besucher in die Welt des Metall- und Textilhandwerks des frühen Mittelalters: Hier dreht sich alles rund ums Färben, Spinnen, Weben, Gießen und Schmieden. Im Laufe des Tages wird sogar ein Fechtkampf aufgeführt, um die mittelalterliche Atmosphäre noch besser greifbar zu machen. Von 11 bis 16 Uhr werden stündlich Führungen zur Sonderausstellung angeboten. Auch für die Unterhaltung der kleinen Besucher ist gesorgt: Es steht eine Kindermalecke bereit, in der sich die kleinen Künstler mit Stift und Papier austoben können. Der Eintritt in das Museum Erding ist an diesem Tag frei.

Die Glockengießer hatten in Erding eine lange Tradition. Im Museum können sich die Besucher diesem Thema auf vielfältige Weise nähern. (Foto: Peter Bauersachs)

Die sonst nur zu Gottesdiensten geöffnete evangelisch-lutherische Erlöserkirche kann ebenfalls am kommenden Sonntag von 10.30 bis 20 Uhr besucht werden. Sie wurde 1962 bis 1963 von Hans Busso von Busse erbaut. Die Pfarrkirche ist ein dreischiffiger Bau mit nach oben spitzbogig zusammenlaufender Holzbinderkonstruktion und geschwungenem Satteldach. Pfarrerin Andrea Oechslen erklärt, dass damit der Gedanke eines Zeltes aufgegriffen werden sollte, da Christen in der biblischen Vorstellung stets auf der Wanderschaft seien. Um 10.30 Uhr beginnt der Gottesdienst mit Kirchenkaffee. Als besonderes Highlight wird es um 15 Uhr zum Thema Handwerk und Technik eine Orgelführung von dem Orgelbauer Roland Eder geben. "Da die Kirche eine neue Orgel benötigt und dieses Instrument der technischste Bauteil in der Kirche ist, haben wir uns gedacht, wir stellen sie in den Mittelpunkt unserer Führung", sagt Karin Kreutzarek. Es wird ein Ausschnitt aus "Die Sendung mit der Maus" gezeigt, um den Besuchern das Instrument näher zu bringen: "Die Orgel soll erfahren und erlebt werden, um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen", sagt Andrea Oechslen. Entgegen dem Motto "Nur mit den Augen schauen" dürfen an diesem Tag die Orgelpfeifen auch angefasst und genauer untersucht werden. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie eine Orgel klingt oder sein musikalisches Talent ausprobieren möchte, hat nach der Führung die einmalige Gelegenheit, selbst auf der Orgel zu spielen.

Der Tag des offenen Denkmals findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im September statt. Ziel ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. Weitere Informationen und das gesamte Programm ist zu finden unter www.tag-des-offenen-denkmals.de.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: