Kulinarische Impressionen:Frühlingsgefühle in der Küche

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Die Crewmitglieder von Air China kommen aus Shanghai und Peking. Das ist weit weg, doch beim Frühlingsfest am Donnerstag haben sie im Kastanienhof die traditionellen Teigtaschen gekocht. Fast wie zuhause. (Foto: Gerhard Wilhelm)

Zwei Crews von Air China kochen im Hotel Kastanienhof ein traditionelles Festessen

Von Regina Bluhme, Erding

Xiaokun Jia ist Pilot bei China Air. Die Strecke Peking - München fliegt er regelmäßig. Doch diesmal nutzte der Kapitän den Aufenthalt in Erding nicht nur zum Joggen oder Ausruhen. Am Donnerstag feierte ganz China das Frühlingsfest und Jia, sein Kollege aus Shanghai sowie deren Crews standen nachmittags in der Küche des Erdinger Hotels Kastanienhof, kneteten Teig, schnippelten Kohl und brutzelten Hackfleisch für die traditionellen Teigtaschen. Anschließend wurde gefeiert wie zuhause: Mit Originalgerichten und einer chinesischen Fernsehshow.

"Das Frühlinsfest ist der größte Festtag in China, vergleichbar mit Weihnachten", sagte Min Kampe-Zhang, Geschäftsführerin des Kastanienhofs. Die gebürtige Chinesin lebt seit 1999 mit ihrem Mann in Erding und arbeitet immer noch in Teilzeit bei Air China. Sie sorgt dafür, dass sich die Crew von Air China, die seit Jahren in dem Erdinger Haus absteigt, auf gewohntes Essen nicht verzichten muss.

Die Tradition des Frühlingsfestes, mit dem Neujahrstag gefeiert wird, verlangt zudem ein spezielles Gericht: Jiao Zi. Die mit Hackfleisch gefüllten Teigtaschen seien an dem Tag "ein Muss", betonte Min Kampe-Zhang. Und: Sie müssen selbst gemacht sein. "An dem Tag stehen alle in der Küche", weiß Kampe-Zhang. Das sei auch der Grund, weshalb chinesische Männer kochen können, verriet Pilot Xiaokun Jia lächelnd. An dem Festtag versuche wirklich jeder, zuhause zu sein. Diesmal klappe es leider nicht mit dem Heimkommen, sagte der Flugkapitän, der gerne im Erdinger Stadtpark zum Joggen geht. Mit der Großen Kreisstadt verbinde ihn etwas Besonderes, fügte Jia hinzu: Er ist nämlich der Pilot, der 2004 für Air China den ersten Direktflug von Peking nach München gesteuert hat.

Die beiden chinesischen Crews, die am Donnerstag über 7700 Kilometer von Zuhause entfernt waren, freuten sich sichtlich über die Arbeit in der Küche. Die knapp 30 Gäste werkelten an vier Stationen vor sich hin. Hotelkoch Weihong Liu ließ die Teigtaschen im Wasserbad garen. Im Anschluss setzten sich die chinesischen Hotelgäste im Restaurant zum gemeinsamen Essen zusammen. Das ließ sich auch der Generalmanager der Münchner Niederlassung von Air China nicht entgehen, der seinen Sohn mitbrachte. Der Fünfjährige trug eine rote Weste, und das nicht ohne Grund. "Rot ist bei uns die Farbe für Glück", informierte Min Kampe-Zhang. Beim Frühlingsfest wurde deshalb das Haus rot geschmückt, im Kastanienhof sind das gesamte Restaurant und der Eingang mit roten Spruchbändern samt guten Wünschen dekoriert. Zur Tradition gehöre zudem, dass Kinder von den Eltern oder Großeltern in einem roten Umschlag einen Geldbetrag überreicht bekommen.

Während die Crewmitglieder am Donnerstag zusammen aßen und sich unterhielten, lief der Fernseher. Zu sehen war eine Show mit chinesischen Sängern und Komikern, "diese Sendung gehört auch dazu", sagte Min Kampe-Zhang mit einem Lachen. Die Gäste stießen derweil auf das "Jahr des Hundes" an und wünschten sich "Happy New Year".

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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