Kulturpreis des Landkreises:Wilde Mischung

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Die Auszeichnungen gehen in diesem Jahr an den Maler und Bildhauer Harry S. sowie an den Kreisjagdverband. Bei allen Unterschieden eint sie die starke Verwurzelung in ihrer Heimat

Von Thomas Daller, Landkreis

Die Beratung im Kulturausschuss über die Kulturpreisverleihung war am Dienstagnachmittag so schnell vorüber wie schon lange nicht mehr: Im Kreisjagdverband und im Künstler Harry S. hatte man zwei würdige Kandidaten gefunden, die zudem rührig und sehr präsent in der Öffentlichkeit sind.

In der Laudatio sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), dass der Kreisjagdverband der Öffentlichkeit bei Veranstaltungen regelmäßig Einblick gebe in das Jagdwesen und in die Kultur der Jagd. Dazu gehöre insbesondere die Ausbildung der Jagdhunde und die Falknerei. Darüber hinaus seien die vielen Hubertusmessen, die von Jagdhornbläsern und Revierpächtern des Kreisjagdverbandes gestaltet werden, ein Beweis dafür, wie öffentlichkeitswirksam das Thema der Jagd im Landkreis Erding gelebt werde. Insbesondere die Jagdhornbläser seien eine Säule des jagdlichen Brauchtums, die unter der Leitung von Michael Welsch und der organisatorischen Führung von Josef Pfanzelt seit vielen Jahren beachtliche Erfolge bei den deutschen Bläserwettbewerben erzielen konnten.

Um ein geordnetes Jagdwesen sicherzustellen, wurden bereits in Dorfen 1920 und in Erding 1924 die Vorläufer des heutigen Kreisjagdverbandes gegründet. Der Kreisjagdverband habe im Jahr 2006 eine detaillierte Geschichte der Jagd im Landkreis Erding herausgebracht, in der auf 150 Seiten alle Facetten der Jagd von den Anfängen bis in die heutige Zeit dargestellt werden. Einen vorbildlichen Beitrag zur Umwelterziehung und zum verantworteten Umgang mit der Natur leiste der Kreisjagdverband durch didaktisch hervorragende Arbeit in Kindergärten, Grund- und Mittelschulen sowie an den Gymnasien. Mit dem sogenannte Wildmobil werde Schülern Fauna und Flora in Wald und Feld nahe gebracht.

Durch die Hege und Pflege der Kulturlandschaft sorgten die Jäger des Kreisverbandes Erding außerdem für ausgewogene Lebensverhältnissen in den Revieren im Landkreis, betonte Bayerstorfer in seiner Würdigung.

Der zweite Preisträger, Harry S., der mit bürgerlichem Namen Seeholzer heißt, wirkt als freischaffender Künstler, Maler und Bildhauer überwiegend im Landkreis Erding. Als Aktionskünstler mache er nicht nur in seiner Heimatstadt Erding von sich reden. Seine meist großformatigen Werke seien seit Jahren fester Bestandteil von Ausstellungen am Flughafen München, seiner Galerie in Erding und weit über den Landkreis Erding hinaus. Der Stil seiner Werke sei auf naturalistischer Ebene einzuordnen und werde doch auf "unverkennbar Seeholzer'sche Art und Weise" modern verfremdet. Er selbst sieht sich als Transskriptor, der alte Darstellungen und Sichtweisen in eine zeitgemäße Bildsprache überträgt.

Sein größtes Projekt ist der Weiden- und Skulpturenpark "S-amhain" in Taufkirchen. Hauptelemente dabei sind eine mächtige Weidenkuppel, ein Kreuzgang mit Weidenbögen, ein aus Eichenstämmen errichtetes Monument in keltischer Symbolik sowie mittlerweile mehrere Holzskulpturen. Harry S. ist im Landkreis stark verwurzelt. Seine Bilderserie "Heimat 2014" vereine Impressionen aus dem Landkreis mit Bildern von bekannten Persönlichkeiten und einer Hommage an das Sinnflut-Festival, an dessen künstlerischer Ausgestaltung er seit langem maßgeblich beteiligt ist.

Harry S. setze sich auch mit dem Traditionsgut der Stadt Erding intensiv auseinander. So findet die Wandersage der Erdinger Turmschieber Ausdruck in einem von ihm konzipierten Brunnen an der Münchner Brücke. Die Gestalten nehmen eine drückende Haltung ein und schieben einen gedachten Turm als Wasserstrahl in den Fehlbach. Ebenso werden die Stadttore in Form von Bronzeskulpturen auf den Kreisverkehren im Gewerbegebiet Erding-West neu thematisiert. Die insgesamt fünf Tore sind unterschiedlich gestaltet, werden aber einheitlich aus dicken Rohren aus Corten-Stahl gefertigt und heißen die Besucher aus nah und fern schon von weitem in der Stadt Erding willkommen.

"Dass diese Kunstform nicht jedermanns Geschmack findet, ist hinlänglich bekannt", sagte Bayerstorfer. "Seeholzers Kunst polarisiert und erfüllt doch eine wichtige Aufgabe: Die Menschen setzen sich aktiv mit ihr auseinander und treten miteinander in den Diskurs." Daher erscheine sein Werk "mehr als preiswürdig".

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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