Benzopyren, Blei, Barium:Überraschung am Kronthaler Weiher

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Das Ufer des Kronthaler Weihers wird derzeit saniert. Dass die Schadstoffe eine Gefahr darstellen, glaubt man beim Wasserwirtschaftsamt nicht. (Foto: Renate Schmidt)

Wasserproben aus einer Altablagerung am Kronthaler Weiher weisen eine "signifikante Überschreitungen von Grenzwerten" auf

Von Mathias Weber, Erding

Schon Anfang Mai hatte der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) den Stadtrat und die Öffentlichkeit darüber informiert, dass bei Bauarbeiten am Kronthaler Weiher giftige Stoffe entdeckt worden sind. Man war auf eine Verfüllung gestoßen, aus der die Schadstoffe ausgetreten waren. Wie die Stadt nun mitteilt, haben erste Analysen des Wasserwirtschaftsamts München "signifikante Überschreitungen von Grenzwerten" bei Wasserproben ergeben. Das dort entnommene Wasser sei "deutlich belastet" gewesen, sagte Josef Höschl vom Wasserwirtschaftsamt in München.

Die Wasserproben wurden aus einer Baugrube am östlichen Ufer des Kronthaler Weihers entnommen. Dort hatte der Abwasserzweckverband Erdinger Moos (AZV) Bauarbeiten durchgeführt. Ein neuer Schmutzwasserkanal, der Abwasser zur Kläranlage in Eitting führen soll, wird derzeit gebaut. Die Bauarbeiter stießen an einer Stelle auf eine Verfüllung, aus der die Schadstoffe ausgetreten waren. Wie sich nun herausstelle, handelt es sich bei der Verfüllung um eine Hausmülldeponie, die dort vor den 70er-Jahren angelegt worden sein muss. Die Funde enthielten unter anderem Kunststofffolien, Glasflaschen, Autoreifen sowie Gummistiefel; auch organisches Material, sagt Höschl, sei darunter gewesen. Dementsprechend schmutzig sei das entnommene Wasser. Der AZV ist für jene Bereiche des Gebietes zuständig, die die Kanaltrasse betreffen und muss den dort gefundenen Müll der Deponie entsorgen, was laut AZV-Geschäftsführer Josef Schmittner in Kürze geschehen soll. Es handele sich um 300 Kubikmeter. Für den Rest des Bereiches ist die Stadt zuständig, sie ist Eigentümerin des Gebietes. Wie groß die Verfüllung wirklich ist, wie viel Müll sich noch unter der Erde befindet und was das für die Stadt bedeutet, weiß im Moment niemand.

Die Überschreitung von Grenzwerten im Wasser, das der Baugrube entnommen wurde, findet sich bei sogenannten polyzyklischen aromatischen Wasserstoffen (PAK), bei Benzopyren, Blei und Barium. PAKs, so Höschl, seien Verbrennungsrückstände wie Asche und Ruß, die darauf hindeuteten, dass Müll auf der Halde verbrannt wurde. Auch Benzopyren bildet sich, wenn organische Stoffe nicht vollständig verbrennen. Alle diese Stoffe können schädlich für die Gesundheit sein. Dass von der Verfüllung aber eine Gefahr für die Gesundheit der Erdinger ausgeht, hält Höschl für unwahrscheinlich.

Dennoch: Die Sohle der Verfüllung liegt in der Nähe des Grundwasser, das am Fundort im Mittel bei drei Meter Tiefe liegt. Es ist daher noch nicht klar, ob sich die Schadstoffe mit dem Grundwasser mischen; die grundsätzliche Fließrichtung des Erdinger Grundwassers geht nach Norden, in den Kronthaler Weiher. Dessen Wasserqualität aber ist hervorragend: Regelmäßig untersucht das Landratsamt die Erdinger Badeweiher, den Kronthaler Weiher zuletzt am 17. Mai. Die Wasserqualität wird wieder als "ausgezeichnet" beschrieben.

Dass man auch noch Nachweise der Schadstoffe im Weiher finden würde, hält Höschl für unwahrscheinlich - es würde sich zu sehr verdünnen, sagt er. Außerdem handele es sich um einen sehr eingegrenzten Bereich: Würde man 20 Meter nördlich der Baugrube das Wasser untersuchen, würde man vielleicht gar nichts mehr finden. Und: "Wenn es eine massive Schadstoffaustretung gäbe, würde man das merken. Dramatisch ist es mit Sicherheit nicht."

Wie dramatisch die Lage am Kronthaler Weiher wirklich ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Nun wird auch ein Altlastengutachter eingeschaltet. Der erste Schritt ist eine historische Recherche: Welche Art von Grube gab es dort, wie groß war sie? Luftbilder werden hierzu ausgewertet. Die Müllhalde könnte bis Anfang der 70er-Jahre in Betrieb gewesen sein. Bis dahin war die Müllentsorgung in Bayern weitgehend ungeregelt, wilde Müllabladeplätze waren keine Seltenheit. Erst 1974 ist die Müllentsorgung in die Verantwortung der Kreise übergegangen. Schon Anfang Mai sagte OB Gotz, dass für die Kosten der Sanierung des Gebietes wohl ein Nachtrag fällig werden muss. Der Bau des Kanals geht währenddessen weiter. In zwei Wochen soll er fertig sein.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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