Kritik an mangelnder Zuständigkeit auf korsischer Seite:Partnerschaft mit Hindernissen

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Höhepunkt des Besuchs der Stadtkapelle war ein zweistündige Konzert auf dem Place Saint Nicolas in Bastia. Dort spielte man in traditioneller Tracht. (Foto: privat)

Der Ausbau der Verbindungen zwischen dem Landkreis Erding und der Region Bastia auf Korsika stand vor zwei Jahren ganz oben auf der Wunschliste. Viele Ideen und Projekte konnten seitdem aber nicht umgesetzt werden

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Der Ausbau der Partnerschaft zwischen dem Landkreis Erding und der Region Bastia auf Korsika stand vor zwei Jahren ganz oben auf der Wunschliste des Kreistags. Im Blickpunkt der Zusammenarbeit sollten in Zukunft ökonomische, ökologische, kulturelle und sportliche Aspekte stehen. Ein aktueller Sachstandsbericht zu der Partnerschaft zwischen Erding und der "communauté d'agglomération de Bastia" im Kreisausschuss für Bildung und Kultur zeigte aber, dass zwar viele Ideen und Projekte angeschoben wurden, aber wenig umgesetzt werden konnte. Schuld sollen vor allem fehlende Ansprechpartner oder Organisationen auf der Insel sein.

Die deutsch-französische Partnerschaft war von Altlandrat Xaver Bauer und dem damaligen französischen Distrikt-Präsidenten Jean Zuccarelli per Urkunde feierlich besiegelt worden - am 29. August 1988 in Erding und am 26. Mai 1989 in Bastia. Über die Jahre waren vor allem die politischen Beziehungen ins Stocken geraten. 2015 wurde deshalb eine eigene Bastia-Beauftragte bestellt: die gebürtige Korsin Alexandra Caselli-Dworzak.

Der Sachstandsbericht zu der Partnerschaft zeigte aber, dass von den Ideen wenig in der Realität verwirklicht werden konnte. Was nach Claudia Fiebrandt-Kirmeyer, die anstelle von Caselli-Dworzak, den Bericht vorstellte, aber nicht an der Beauftragten lag, sondern "oft an fehlenden äquivalenten Stellen in Bastia". Kurz: man haben oft niemanden auf Korsika finden können, der sich zuständig erklärte. Deshalb hieß es im Bericht oft: "konnte nicht durchgeführt werden".

Zum Beispiel der Schüleraustausch zwischen der Hochschule für Angewandtes Management in Erding und dem IMF Institut in Bastia "aufgrund unterschiedlicher Uni-Förderprogramme", oder die Jugendbegegnung in Bastia, die vom Kreisjugendring und der Katholischen Jugendstelle Erding mit dem Partner La Falep betreut wird. Grund: "unterschiedliche Schulferien". Aufgrund von fehlender Fördergeldern und der anfallenden Betreuung (Räumlichkeiten, Lehrpersonal) habe auch das Projekt "Ausbildungsplätze im Landkreis Erding" - eine Zusammenarbeit zwischen ARUSO Erding und der Missions Locales in Bastia - noch nicht realisiert werden können, wie Fiebrandt-Kirmeyer sagte. Aufgrund eines fehlenden Partners in Bastia sei auch das Projekt "Praktikum auf Korsika" für Schüler der Tourismus- und Hotellerie noch nicht zustande gekommen. Auch das geplante Bierfest in Bastia 2016 habe wegen verschiedener Gründe nicht stattfinden können. Landrat Martin Bayerstorfer sagte, das "Wagnis Bierfest" sei auch an dem Problem gescheitert, zum Beispiel Bierbänke, das ganze Essen und Trinken über Italien und dann weiter mit der Fähre nach Korsika zu schaffen.

Es gab aber auch ein gelungenes Projekt: der Schüleraustausch zwischen dem Gymnasium Dorfen und dem "collège Giraud Bastia" habe nach fast siebenmonatiger Vorbereitung im Mai 2016 in Bastia und im Juni in Dorfen stattgefunden, so Fiebrandt-Kirmeyer. Auch die Stadtkapelle Erding reiste 2016 nach Korsika. Allerdings eher zufällig. Da sie ihre Buchung zum Bierfest nicht stornieren konnte, sei sie trotzdem gefahren, um dort ein Konzert zu geben, wie Landrat Bayerstorfer sagte.

Nach Mitteilung von Fiebrandt-Kirmeyer gibt es weitere, konkretere Projekte: vom 1. bis 4. Juli reisen heuer insgesamt 32 Kreisräte und Bürgermeister zu einer Informationsreise nach Bastia, um sich mit den dortigen Politikern und Referenten über verschieden Themen, wie unter anderem die dortige Wirtschaft sowie öffentliche Bauten, auszutauschen. 2018 ist außerdem ein "Korsischer Markt" im Erdinger Bauernhausmuseum mit korsischen Spezialitäten und einer kleine Messe geplant und ein "Tag der internationalen Begegnung".

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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