Krise der Caterer:Die Rücklagen sind aufgebraucht

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Seit Beginn der Corona-Pandemie ist es vorbei mit dem Gedränge am Buffet. Große Weihnachtsfeiern privat oder in Firmen sind abgesagt. (Foto: Günther Reger)

Schon im vergangenen Jahr war die Situation für einige Anbieter bedrohlich. Beim Weihnachtsgeschäft 2021 ist "tote Hose". Die letzten Rücklagen sind aber aufgebraucht

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Ohne Feste kein Catering" hieß die Schlagzeile vor einem Jahr. Einige Partyservicelieferanten im Landkreis hatten damals die Befürchtung geäußert, dass es sie im nächsten Jahr nicht mehr geben wird, wenn sich die Situation nicht bessert. Gebessert hatte sie sich für einige im Sommer, doch jetzt ist fast das komplette Geschäft mit Weihnachtsfeiern von Firmen und Vereinen weggebrochen. Und viele sind inzwischen ohne finanzielle Reserven. Manche Caterer haben deshalb die Konsequenz gezogen und aufgehört, wie der Klein & Fein Partyservice in Taufkirchen.

Die Webseite gibt es zwar noch, aber Inhaberin Marianne Mundigl hat inzwischen aufgegeben. Wenn jemand im Gastronomiebetrieb tätig sei, dann habe er fast nur eine Chance, durch die Corona-Pandemie zu kommen, wenn er keine Pacht zahlen müsse. In diesem Jahr war es soweit: "Wir haben aufgehört. Mit nur 15 Aufträgen kann man nicht überleben, das deckt nicht mal die Unkosten", sagt die Inhaberin. Bei den vielen Corona-Auflagen sei ein weiterer Betrieb einfach nicht möglich gewesen.

Martin Irl vom gleichnamigen Cateringbetrieb in Oberding ist ebenfalls skeptisch, ob er über diesen Winter kommen wird. Im Gasthaus Neuwirt wird neben dem Wirtshausbetrieb hauptsächlich fürs Catering produziert. Im Sommer sei man von Anfragen regelrecht überrannt worden. Man habe die Nachfrage gar nicht stemmen können, da das Personal gefehlt habe. Viele Mitarbeiter seien beim ersten Lockdown aus der Gastronomie abgewandert. "Das Geschäft hat hergehalten bis ungefähr Oktober", sagt Martin Irl. "Wobei man sagen muss, dass das unser normales Geschäft war, wie vor der Pandemie." Jetzt seien bei ihm bisher mehr als dreißig Weihnachtsfeiern abgesagt worden. "Das sind ungefähr 98 Prozent", sagt Irl. Normalerweise versorge er Feiern mit 80 Personen aufwärts mit Catering. Seit November gingen die Corona-Einschränkungen deshalb wieder an die Substanz. Man habe zwar im Sommer einiges aufholen können und sparsam gewirtschaftet, aber man habe auch Rückstände aus dem Lockdown abbauen müssen. Zum Beispiel gestundete Leasingverträge oder Mieten. "Das schenkt einem ja keiner, und irgendwann muss man zahlen." Jetzt seien die Reserven aber weg, sagt Martin Irl. Viel Hoffnung, dass die Pandemie bald überwunden sei wird, hat er nicht. "Wir werden mit dem Virus leben müssen."

Die Schul- und Kindergartenverpflegung hat Hans Oskar vom Kochhaus Oskar in Forstern bisher durch das zweite Pandemie-Jahr gebracht. "Alle Firmen- und Weihnachtsfeiern sind aber wieder abgesagt. Es sind nur noch vereinzelt Feiern, aber das macht man nur mehr oder weniger als Service für den Kunden. Zu 99 Prozent ist alles abgesagt", sagt Hans Oskar. Ansonsten laufe es gut. "Wir wird sind froh, dass es so läuft, wie es läuft. Wir haben verschiedene Sparten im Kochhaus, aber die Schul- und Kindergartenverpflegung hält uns über Wasser." Alles andere sei "tote Hose". Oskar hofft, dass die Impfungen alles voran bringe. Was er im Hotel- und Gaststättenverband Dehoga mitbekomme, schaue es bei den Gaststätten "ziemlich bitter aus". Dort würden die neuen Regeln und frühen Schließung am Abend hart treffen. "Das ist keine Perspektive und auch nicht lukrativ." Der Aufwand bleibe, aber der Umsatz fehle.

Rupert Lanzinger vom Hallnberg Landhotel und Catering in Walpertskirchen ist doppelt betroffen: Im Restaurant und Hotel gelten Auflagen, und im Cateringbereich geht es ihm wie seinen Kollegen: Absagen über Absagen. "Man muss jetzt schauen, wie wir aus dem Ganzen rauskommen und wie es weiter geht", sagt Lanzinger. Für ihn habe die Politik bei der Corona-Pandemie immer einen Schritt hinterher gehinkt. "Wir haben alles gemacht, und jetzt sind wieder wir die Lackierten, das nervt." Das Geschäft sei weg, und wer weiß, wann und wie es wieder komme, ob nicht noch eine vierte oder fünfte Welle kommt. Und wenn das Geschäft wieder anziehe, stelle sich die Personalfrage, da bei ihm alle 450-Euro-Jobber weg seien. "Wenn ich sehe, was nächstes Jahr im Cateringbereich nur an Hochzeiten geplant ist, dann wird mir schwindlig, wenn ich daran denke, dass ich die Leute dafür nicht habe."

Manfred Schmid betreibt das Cateringunternehmen Schlossbutler in Altenerding im Nebenerwerb, die vielen Absagen treffen ihn zum Glück nicht, sagt er. Der Sommer sei "super" gelaufen, man habe vieles aufholen können. Auch für die Gastronomie. Jetzt seien aber alle Firmenevents weggebrochen, es gebe nur noch kleinere, private Feiern, die aber unrentabel seien. Aber eigentlich sei "alles weg". Viele Privatfeiern seien abgesagt worden, weil die Gäste aus Vorsicht absagen würden. Bei Peter Schachtl vom Markthaus Schachtl in Erding hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum etwas verändert. Das Geschäft im Laden habe sich normalisiert, aber beim Catering sei "eigentlich nichts mehr los". Höchstens noch auf privater Basis. "Unser Geschäft machen wir mit der Metzgerei. Aber Mittagessen geht gut." Zum Glück, denn viel Umsatz müsse nicht verloren gehen, um in Schwierigkeiten zu geraten.

© SZ vom 14.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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