Kreistag:Kleinster gemeinsamer Nenner

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Der Strukturausschuss appelliert an Landwirte, Glyphosat sparsam einzusetzen

Von Thomas Daller, Landkreis

Einen Antrag der ÖDP zu einem "glyphosatfreien Landkreis Erding" hat die CSU übernommen, in einen Appell umgewandelt und im Strukturausschuss als gemeinsamen Antrag beschlossen. Demnach werden Landwirte gebeten, den Einsatz von glyphosathaltigen Mitteln auf das "unvermeidbare Maß zu reduzieren".

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hat Christina Treffler, Fraktionssprecherin der ÖDP im Kreistag, dazu bewegt, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu akzeptieren. Bayerstorfer hatte zu der Debatte im Strukturausschuss sowohl Behördenleiter Otto Roski vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Erding als auch Jakob Maier, Kreisobmann des Bauernverbandes, als Sachverständige geladen. Roski erläuterte, dass ein kompletter Verzicht auf Glyphosat in der Landwirtschaft im Landkreis eine stärkere Bodenerosion zur Folge hätte. Glyphosat werde insbesondere auf Maisäckern eingesetzt. Die Landwirte würden nach der Ernte eine Zwischenfrucht ansäen, die den Ackerboden davor schütze, vom Regen ausgewaschen zu werden. Bevor man im Frühjahr den Mais aussäe, könnte man diese Zwischenfrucht unterpflügen, das sei aber teurer und "ökologisch nicht sinnvoll". Deswegen wird Glyphosat gespritzt, damit die Zwischenfrucht abstirbt und nicht mit der Maissaat um Licht und Fläche konkurriert, erläuterte Roski: "Im Mulchsaatverfahren ist das unverzichtbar. Mengenmäßig brauchen wir wenig, aber der völlige Verzicht würde uns hart treffen."

BBV-Kreisobmann Maier sagte, nach einem Winter mit strengem Frost benötige man kaum Glyphosat, weil die Zwischenfrucht erfriere, aber das sei eben nicht immer der Fall. "Uns ist es wichtig, dass wir dieses Mittel als Alternative haben. Wir wollen so wenig Pflanzenschutz wie möglich einsetzen." Landrat Bayerstorfer fügte hinzu, auf "brettlebenen" Äckern könnte man auf Glyphosat wohl verzichten, weil man dort auch keinen Erosionsschutz benötige, aber bei einer hügeligen Topografie wie im östlichen Landkreis seien die Landwirte darauf angewiesen.

Horst Schmidt (SPD) erinnerte daran, dass die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat auf einen Alleingang des Landwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU) zurückzuführen sei und Glyphosat "in spätestens fünf Jahren" nicht mehr zugelassen sein werde. Zudem habe der designierte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seinem Zehn-Punkte-Plan angekündigt, Bayern werde schneller als die Bundesrepublik aus der Nutzung von Glyphosat aussteigen. Insofern beantragte Schmidt einen Passus hinzuzufügen, dass man auch den Freistaat auffordere, schnell eine "Exit-Strategie" für Glyphosat auf den Weg zu bringen. So weit wollte Bayerstorfer nicht gehen. Der Appell an die Landwirte im Landkreis sei eine "wuchtige Situation", da er im Schulterschluss mit dem Bauernverband erfolge und "wir alle dahinter stehen". Einen Appell an die Staatsregierung halte er nicht für sinnvoll.

Hans Schreiner (FW) monierte, "im wissenschaftlichen Bereich haben die wenigsten eine Ahnung, wovon sie sprechen. Was wir machen, ist populistisch". Der Beschlussvorschlag zähle nur Dinge auf, die selbstverständlich sein sollten, sagte Schreiner. Er werde den Beschlussvorschlag unterstützen: "Aber dabei sollten wir es auch belassen". Der Beschluss wurde schließlich einstimmig gefasst, der von Horst Schmidt geforderte Appell an die Staatsregierung jedoch mit vier gegen acht Stimmen abgelehnt.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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