Kreisausschuss:Crashkurs für vorbildliche Mieter

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Wohnungslotsin der Caritas schult anerkannte Asylbewerber, um ihre Chancen bei der Wohnungssuche zu verbessern

Von Thomas Daller, Landkreis

Im Landkreis Erding eine Wohnung zu finden, ist schwierig. Der Zuzug übersteigt das Angebot bei weitem, auch teure Wohnungen gehen schnell weg. Für anerkannte Asylbewerber ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt eine große Herausforderung, weil viele Vermieter Bedenken haben, wenn die Miete vom Jobcenter überwiesen wird. Die Caritas setzt seit Beginn dieses Jahres eine Wohnungslotsin für anerkannte Geflüchtete ein, die ihr Konzept nun dem Kreisausschuss vorgestellt hat.

Nicki Gehlmann ist der Fachstelle Migration und Wohnen zugeordnet und seit 2015 bei der Caritas. Seit Anfang Januar hat sie sich in die Thematik eingearbeitet, der erste Kurs für anerkannte Flüchtlinge soll in Kürze in Dorfen starten, 20 Anmeldungen liegen bereits vor. Gehlmann sagte in der Kreisausschusssitzung, dass sie sich insbesondere mit den Helferkreisen ausgetauscht habe, die bereits Erfahrungen mit der Wohnungssuche für Geflüchtete hatten. Ihre Aufgabe definierte sie dahingehend, dass sie Hilfe zur Selbsthilfe leisten wolle. Die anerkannten Asylbewerber sollten bei der Wohnungssuche lernen, wie man dieses Problem anpackt und dann in der Lage sein, die Wohnungssuche auch eigenständig fortzusetzen. Gehlmann will sie dabei mit einer Bewerbermappe unterstützen. Diese Bewerbermappe soll alle wesentlichen Unterlagen enthalten, die bei der Wohnungssuche nützlich sein können. Ausgefüllte Formulare zum Beispiel, eine Schufa-Auskunft und ein Infoschreiben an Vermieter, in denen sich der Bewerber persönlich vorstelle.

Außerdem sollen die Teilnehmer des Kurses lernen, welche Versicherungen man als Mieter benötige und was vor einem Umzug oder nach einem Auszug zu tun sei. Ein weiterer Punkt des Kurses betreffe die Hausordnung; welche Regeln man in Deutschland hinsichtlich Lärmbeschränkung einhalten müsse, welche Putzmittel üblich seien und was man über das Lüften wissen müsse. Nicht zuletzt, so Gehlmann, würden die Teilnehmer auch finanzielles Grundwissen erhalten, was bei Verträgen und Krediten zu beachten sei, und wie man bei Ausgaben auf dem Konto den Überblick behalte. Und schließlich erhalten die Teilnehmer auch Hinweise, wie man sich bei einer drohenden Kündigung verhalte. Gehlmann sagte, sie habe beispielsweise von einem Fall gehört, in dem ein Schreiben gekommen sei mit einer fristlosen Kündigung innerhalb von drei Tagen. Diese Kündigung sei aber abgewendet worden.

Helga Stieglmeier (Grüne) erkundigte sich, wie die Wohnungslotsin an die Vermieter herankommen wolle, denn Geflüchtete stünden auf der Wunschliste der Vermieter "an unterster Stelle". Gehlmann erwiderte, dazu sei Öffentlichkeitsarbeit erforderlich, die noch am Anfang stehe. Dabei wolle sie auch Vorurteile abbauen, weil viele Vermieter skeptisch seien, wenn die Miete für die Geflüchteten vom Jobcenter bezahlt werde. Dabei sei das eine verlässliche Sache und das müsse besser kommuniziert werden. Aber auch bei den anerkannten Asylbewerbern müsse man falsche Vorstellungen revidieren: "Manche glauben, sie gehen nach dem Kurs mit einem fertigen Mietvertrag raus. Andere haben bereits eine Wohnung, sind aber nicht zufrieden damit und wollen ihre Wohnsituation unbedingt ändern. Dann muss man ihnen den Wohnungsmarkt im Landkreis erklären und dass ihre Situation vielleicht doch nicht so schlimm ist, wie sie glauben."

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) erkundigte sich bei Gehlmann, ob ihre Bemühungen schon Erfolg gehabt hätten. Gehlmann erklärte, sie habe bislang nur neun Wochen Zeit gehabt, um sich in die Thematik einzuarbeiten. Das Mietrecht und der Mietmarkt seien kompliziert, das habe sie selbst erst lernen müssen. Und weil man auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen konnte, musste sie alles neu erstellen. Aber jetzt gehe die Arbeit richtig los.

© SZ vom 27.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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