Krankenhausausschuss:Entlastung für Pflegekräfte

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Klinikum wird zusätzliche Unterstützung für demenzkranke Patienten einstellen

Von Thomas Daller, Erding

Die Pflegekräfte am Klinikum des Landkreises Erding sollen künftig Unterstützung bei der Betreuung demenzkranker Patienten erhalten. Der Krankenhausausschuss hat einen entsprechenden Antrag der CSU einstimmig befürwortet. Das Projekt startet in einer Probephase in einer Station und soll danach auch auf das Klinikum Dorfen ausgeweitet werden. In der ersten Phase ist die Einstellung von vier Vollzeitkräften geplant, die Personalkosten belaufen sich auf 116 000 Euro im Jahr.

Pflegedirektorin Gertrud Friess-Ott sagte, derzeit seien etwa zehn bis 15 Prozent der Patienten im Klinikum an Demenz erkrankt. Im Zuge der demografischen Entwicklung werde sich die Anzahl der demenzkranken Patienten in Krankenhäusern weiter erhöhen. Die Versorgung von an Demenz erkrankten Personen, spezifisch im Krankenhaus und darüber hinaus, sei damit ein zentral wichtiges gesundheitspolitisches Thema für die nächsten Jahre.

Die stationäre Behandlung in einem Krankenhaus stelle an Menschen mit Demenz weitaus größere Anforderungen als an kognitiv unbeeinträchtigte Patienten. Bei einem stationären Krankenhausaufenthalt sei der Betreuungsbedarf um ein Vielfaches höher als bei einem allseits orientierten Patienten. Dieser deutlich erhöhte Betreuungsbedarf belaste Pflegekräfte zusätzlich und es sei notwendig, dafür geeignete Unterstützung anzubieten.

Geplant sei, ein demenzsensibles Milieu zu schaffen und ein Vier-Bett-Zimmer als Aufenthaltsraum umzugestalten. Demenzkranke seien sehr agitiert und hätten einen sehr hohen Bewegungsdrang. Deshalb sollen sie während des Tages beschäftigt und betreut werden; beispielsweise mit Spielen, Bastelarbeiten, Zeitung lesen, Singen und gemeinsames Einnehmen der Mahlzeiten. Zu dem demenzsensiblen Milieu gehöre auch ein Licht- und Farbkonzept der Flure und Zimmer, da man mit schwindender Gehirnaktivität die Farbe Weiß weniger gut erkenne.

Rainer Mehringer (FW) erkundigte sich, ob es eine Teilkostenerstattung anhand der Pflegegrade gebe. "Nein, die Gesetzeslage ist eindeutig, wir bekommen nicht mehr Geld", sagte Friess-Ott. Gertrud Eichinger (SPD) wunderte sich über den niedrigen Personalkostenansatz von 116 000 Euro für vier Vollzeitkräfte: "Das ist nicht viel." "Das ist Niedriglohnbereich", bekräftigte Friess-Ott.

Max Gotz (CSU) erinnerte daran, dass diese freiwillige Leistung des Krankenhauses das finanzielle Ergebnis verschlechtern werde. Dennoch sollte man diese Lücke in der Versorgung schnell schließen. Im Klinikverbund sollte man allerdings Druck auf den Freistaat und den Bund ausüben, sich an diesen Kosten zu beteiligen. "Die Kassen werden das freiwillig nicht tun", sagte Gotz. Das Klinikum Erding könnte Impulsgeber sein, Gotz bat Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), überörtlich Pionierarbeit zu leisten, denn es gebe einen dringend nötigen Förderbedarf.

Stephan Treffler (ÖDP) wies darauf hin, dass es bei der Schulsozialarbeit denjenigen schlechter ergangen sei, die in Vorleistung gegangen waren. Sie hatten keine Förderung erhalten, als Mittel dafür bereitgestellt wurden. Er hoffe, dass sich dies nicht bei der Betreuung demenzkranker Patienten wiederhole. Auch Bayerstorfer betonte, dies sei eine Zusatzleistung, die der Gesetzgeber regeln sollte.

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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