Kommentar:Zukunftsfähiger Kompromiss

Lesezeit: 1 min

Der Erdinger Stadtrat hat seine Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt - und ein heftig umstrittenes Thema abgeräumt

Von Antonia Steiger

Geschafft. Der Erdinger Stadtrat hat das Gewerbegebiet am westlichen Ortsrand, das lange mit dem Begriff Logistikhalle gleichgesetzt wurde, mit stattlicher Mehrheit abgesegnet. Jetzt kann das Verfahren beginnen, es wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Politik und Investoren haben um eine gute Lösung gerungen, und die ist allem Anschein nach auch gefunden worden. Ob Grundfläche oder Höhe, Grünflächen und Nutzungsmöglichkeiten: In allen Bereichen hat sich der Investor bewegt. Vertreter der VIB Vermögen AG haben am Dienstag die Diskussion verfolgt und verließen zufrieden die Sitzung. Würde man sich ein Gewerbegebiet malen, so würde es so aussehen wie dieses, sagte anschließend am Rande der Sitzung der VIB-Vorstandsvorsitzende Martin Pfandzelter. Nun gut, das wird man abwarten müssen, aber der Kompromiss erscheint tragfähig und zukunftsfähig.

Erding braucht Gewerbe. Die Stadt muss ein Gegengewicht zu den zahlreichen neuen Wohngebieten schaffen, die in Erding entstehen werden. Manche später, andere wahrscheinlich noch später. Es geht zäh voran mit den dringend benötigten Wohnflächen, das ist richtin. Und es ist auch richtig, dass sich die Stadt für noch viel mehr bezahlbaren Wohnraum engagieren muss. Und zwar bezahlbar für unterschiedlich zahlungskräftige Bürger. Erding darf aber die Entwicklung des Gewerbes nicht völlig außer Acht lassen. Dort muss Potenzial geschaffen werden, es wird genutzt werden. Zwar muss sich noch zeigen, ob die Erdinger Betriebe raus an den Stadtrand gehen, sicher nicht alle, einige aber sicher. Die Hallen, in denen auch 300 Quadratmeter große Parzellen geschaffen werden können, sind auf jeden Fall ein Angebot an sie.

Es ist ein guter Platz, um Gewerbe zu entwickeln. Zwar war die Silhouette Erdings einmal von bezaubernder Schönheit, wenn man sich von Aufkirchen her der Kreisstadt näherte. Aber das ist mehr als zehn Jahre her. Ob Elektromarkt, Baumarkt, Discounter oder Burger-Restaurants: Die Zeitenwende in Erding wurde eingeläutet, als sich diese Filialisten dort niederlassen durften. Das Quartier mit einem Sammelsurium von Einkaufsmöglichkeiten würde aufgewertet mit richtigem Gewerbe in unmittelbarer Nachbarschaft. Mit dem Beschluss vom Dienstag hat der Stadtrat zudem seine Kompromissfähigkeit und Handlungsfähigkeit bewiesen und - wichtig für jeden, der wiedergewählt werden möchte - einen heftig debattierten Streitpunkt rechtzeitig vor dem Einstieg in den Kommunalwahlkampf vom Tisch geräumt.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: