Wer Deutschlehrer werden will, übersetzt mittelhochdeutsche Texte, befasst sich mit linguistische Spitzfindigkeiten, kann Dostojewski psychoanalytisch interpretieren und liest selbstverständlich viel deutsche Literatur. Dass zwischen all diesen elementar bedeutsamen Inhalten nicht auch noch ein wenig lebensnahes Wissen über Filme und ihre Herstellung reinpassen sollte, ist eigentlich nicht zu glauben. Die Forderung nach einer besseren Ausbildung der Lehrer in Sachen Medienkompetenz-Schulung ist daher zu unterstützen.
Lehrer müssen sich der lückenlosen Beobachtung durch ihre Schüler unterwerfen. Wer sich im Unterricht auch noch in das Genre Film vorwagt, darf schulartenübergreifend damit rechnen, dass ihm die geballte Kompetenz gegenübersitzt - zumindest was den Konsum betrifft. Denn von morgens bis abends flimmern diese kleinen, leicht konsumierbaren Einheiten über die Smartphones unserer Kinder. Sie bringen sie zum Lachen, zum Weinen, zum Staunen, zum Nachdenken - und sie bringen sie auch zum Reden. Es ist daher sehr wohl damit zu rechnen, dass sich Schüler für Filme, ihre Machart, Aussagen und Produktionsbedingungen interessieren. Und wenn man ihnen nicht gleich die Kurzform eines Dramas abverlangt, lassen sich Schüler sicher auch dazu motivieren, gemeinsam einen Film zu drehen. Der Umgang mit einer Handkamera ist ihnen ja nicht neu.
Es ist dieses Wissen um Herstellung und Produktionsprozess, das Filmpädagogen den jungen Leuten vermitteln möchten, damit sie Distanz gewinnen zu dem Medium Film, damit sie unterscheiden lernen zwischen gut und schlecht gemachten Filmen und damit sie sich begeistern können für Perlen der Filmindustrie. Lehrer müssen dafür Kompetenz zu erwerben, nicht nur die Deutschlehrer. Der richtige Platz ist daher das Pädagogik-Studium, das alle Lehramtsstudenten zumindest für ein paar Semester absolvieren müssen.