Kommentar:Wichtige Spuren

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Dass Häuslebauer ihren Grund untersuchen müssen ist nervig - aber notwendig

Von Regina Bluhme

Grundstücke im Landkreis Erding sind rar und teuer und oft kommt wegen der archäologischen Grabungen noch ein Extrasümmchen dazu. Große Bauunternehmen können die Kosten umlegen und ärgern sich wohl mehr über einen verzögerten Baubeginn. Für private Bauherrn kann es schon eher zum Problem werden: Geld vom Denkmalschutz ist für diese Grabungen bislang nicht vorgesehen. Jetzt soll es womöglich doch eine Förderung für Härtefälle geben - allerdings soll die Summe umso geringer ausfallen, je mehr Funde im Boden zu vermuten sind. Klingt nach dem Motto: Wer im Landkreis Erding baut, ist selber schuld. Dabei argumentiert das Landesamt für Denkmalpflege nicht zu Unrecht, dass es nicht die Aufgabe des Denkmalschutzes sein kann, die Zerstörung von Bodendenkmälern zu fördern. Denn das stellt im Grunde jede Baumaßnahme dar.

Ohne den Bauboom würden die vielen Keramiken, Münzen und Werkzeuge weiterhin geschützt im Boden liegen - nun müssen sie im Zuge von Gewerbeansiedlungen, Straßen- und Wohnungsbau aufwendig gerettet werden. Ein Gutes hat die Sache allerdings. Mit den Fundstücken kommt die Geschichte des Landkreises ans Licht. Im Museum Erding sind viele Zeitzeugnisse ausgestellt, die zum Beispiel erzählen, dass der Landkreis schon immer ein beliebtes Zuzugsgebiet war. Syrer dürften bereits um 100 nach Christus mit den Römern hierhergekommen sein. Im schönen Altbayern haben unterschiedlichste Völker und Stämme Spuren hinterlassen - das sollte man all denen immer wieder erklären, die heute mit rassistischen Tiraden gegen angebliche Überfremdung hetzen. Die historischen Waffenfunde zeugen aber auch von blutigen, mörderischen Kämpfen um das Land. Barbarische Kriege und moderne Zivilisation trennen oft nur wenige Meter Erde. Zuweilen ist die Schicht sehr dünn.

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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