Kommentar:Wasser kennt keine Grenzen

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Untersuchungen zu den Folgen von Starkregen in jeder Kommune sind nicht nur richtig, sondern dringend notwendig.

Von Gerhard Wilhelm

Starken Regen hat es schon immer gegeben. Vielleicht nicht in der Häufigkeit, wie er in den vergangenen Jahren aufgetreten ist. Der von Menschen verschuldete Klimawandel zeigt sich gerade in diesen so schön genannten Wetterkapriolen. Eben noch Sonnenschein, können sich innerhalb kurzer Zeit wahre Wolkentürme aufbauen und sich die Schleusen im Himmel öffnen. Und der Mensch muss fassungslos zusehen, wie die Wassermassen alles niederwalzen, was sich ihnen in den Weg stellt. Häuser laufen voll, Autos versinken in Unterführungen, Straßen und Äcker werden weggespült. Die Schäden, die entstehen, sind oft immens.

Zum Glück hat der Landkreis Erding keine großen Flüsse wie die Isar oder den Inn und auch keine großen Berghänge, an denen sich die Regenmassen ins Tal wälzen können und die dem Ort Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn) im Juni zum Verhängnis wurden. Aber auch die im Vergleich zur Isar und Inn kleineren Flüsse wie Isen, Sempt oder Strogen sind stets von Überschwemmungen bedroht. Doch jeder Starkregen zeigt, dass nicht das Wasser vom Himmel schuld ist, sondern der Mensch, der immer mehr Flächen zubaut, versiegelt, so dass das Wasser nicht mehr im Boden versickern kann. Dazu wird munter in von Überflutungen bedrohten Flächen gebaut.

Dass jetzt jede Kommune untersuchen soll, wohin nicht nur das fließende Wasser in Bächen und Flüssen ausweicht, sondern auch der Regen aus dem Himmel, ist nicht nur richtig, sondern auch dringend notwendig. Man fragt sich, warum dies nicht schon beim ersten bayerischen Hochwassermanagement gemacht wurde. Schließlich kommt alles Wasser irgendwann aus dem Himmel und endet dann über Bäche und Flüsse letztendlich im Meer.

Wasser kennt keine Grenzen. Weder Landes- noch Gemeinde- oder Nachbargrenzen. Wenn jeder nur nach dem Sankt Florian-Prinzip handelt, ist immer der der Depp, der tiefer wohnt. Also ist eine gemeinsame Anstrengung unbedingt notwendig. Wo es geht, muss versucht werden, das Wasser an Ort und Stelle zu "bändigen". Zisternen und Regenrückhaltebecken können dabei als Zwischenpuffer dienen. Und außerdem muss dafür Sorge getragen werden, dass genügend Flächen in den Fließrichtungen des Regens unbebaut bleiben, dass genügend Platz vorhanden ist, und dass das Wasser im Erdreich versickert, ehe es Schaden anrichten kann. Denn den Hahn im Himmel kann keiner auf- und zudrehen, außer Petrus.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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