Es ist schon oft gesagt worden in den vergangenen Tagen, aber nicht zu oft: Die Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen, sind genau vor dem Terror geflohen, der in Paris auf grausame Weise seine Opfer forderte und in ganz Europa den Alltag zu beeinträchtigen droht. Und Angst vor dem Fremden ist genau das, was die Terroristen mit ihrem verwirrten Weltbild bezwecken wollen.
Dass Flüchtlinge in Deutschland Schutz suchen, heißt deshalb nicht pauschal, dass sich ihr Weltbild immer mit dem hiesigen verträgt. Deshalb ist Integration so wichtig. Dass es auch in Erding zu Straftaten von Flüchtlingen kommt, sollte natürlich nicht verschwiegen werden. Andererseits darf die Erwähnung aber nicht dazu führen, Einzelfälle zu überhöhen und Bagatellverbrechen nur deshalb zu einem Ereignis zu stilisieren, weil sie von einem Flüchtling verübt werden. Was es gar nicht braucht in diesen Tagen, ist Brachialrhetorik von Politikern. Es hilft niemandem, dass Landrat Martin Bayerstorfer von einer Messerstecherei bei einem Streit in einer Flüchtlingsunterkunft spricht, in dem laut Polizei definitiv kein Messer verwendet wurde. Vielleicht war es nur Flüchtigkeit, die den CSU-Mann zu dieser Aussage verleitete. Doch auch dann war es unvorsichtig.
Was es braucht, ist Vorsicht und Besonnenheit. Erdings Polizeichef Anton Altmann ist da ein gutes Beispiel. Als Polizist verschließt er nicht die Augen vor der Realität, das wäre ja fatal. Er fordert wie die meisten seiner Kollegen schnelle politische Lösungen für die Koordinierung des Flüchtlingszuzugs. Doch wenn ihn Erdinger anrufen und sich wegen der Flüchtlinge sorgen, fragt er zuerst: "Was hat sich denn für Sie konkret geändert in den letzten Wochen und Monaten?" Und meist hört er: schweigende Einsicht.