Kommentar:Vom Traum zum Albtraum

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Normalverdiener können sich ein Eigenheim als Altersvorsorge im Landkreis kaum mehr leisten

Von Gerhard Wilhelm

Der Traum vom Eigenheim wird gerne als beste Altersvorsorge gepriesen. Bei der Bank zahlt man mittlerweile Strafzinsen, wenn man Geld besitzt, und die Bauzinsen sind niedrig. Für Immobilienunternehmen, Finanzinvestoren und überdurchschnittlich gut Verdienende ist der Großraum tatsächlich seit einigen Jahren ein Traum. Ein Renditetraum. Für alle darunter ein Albtraum mittlerweile.

Lange Zeit galt der Landkreis noch als günstiges Pflaster im Vergleich zu Dachau oder Freising. Doch der Boom in der Region hat mit allen seinen Schattenseiten Erding voll erfasst. Sogar Gemeinden, die fleißig neue Baugebiete ausweisen, schaffen es bei weitem nicht, die Nachfrage zu befriedigen. So mancher Gemeindeamtsleiter stöhnt nur noch, wenn er eine Anfrage nach Bauland erhält.

In den vergangenen Jahren sind die Preise für den Quadratmeter Bauland exorbitant in die Höhe geschnellt. Wer es sich leisten kann, ist angesichts ständig steigender Preise bereit, fast jeden Preis zu zahlen. Für einen Durchschnittsverdiener mit Familie ist ein Eigenheim als Altersvorsorge im Landkreis Erding aber zum Traum geworden, der sich nicht mehr erfüllen lässt - es sei denn, er ist bereit, jeden Tag noch ein paar Kilometer mehr zur Arbeit zu pendeln. Doch selbst in Orten wie Froschbach in den Gemeinde Kirchberg mussten zuletzt 150 Euro für einen Quadratmeter Bauland bezahlt werden. Entfernung zu Erding: circa 22 Kilometer. Nach München sind es rund 65 Kilometer. Öffentlicher Nahverkehr? Eher gering.

Otto Normalverdiener wird nichts anderes übrig bleiben, denn in gut an den ÖPNV angeschlossenen Orten ist Bauland in schwindelerregende Höhe geschossen. Da können Kommunen noch so sehr mit Ausweisungen und sogenannten Einheimischenmodellen dagegen halten. 1000 Euro sind in Erding mittlerweile überall zu bezahlen. Bei einem 250 Quadratmeter großen Grundstück für ein Reihenhaus sind das 250 000 Euro plus Nebenkosten. 500 000 Euro für Haus und Grund sind an der Untergrenze. Vor der Einführung des Euro galt man damit schon als Millionär.

© SZ vom 10.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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