Kommentar:Vieles scheint machbar

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Think big: Wer auch in 35 Jahren noch ein funktionierendes S-Bahnsystem haben will, muss heute die Weichen dafür stellen

Von Mathias Weber

Lange kann es nicht mehr dauern. In den kommenden Wochen, vielleicht schon in einigen Tagen, wird der Planfeststellungsbeschluss für den ersten Teil des S-Bahn-Ringschlusses erwartet. Wenn die Finanzierung steht, die Bahn will, und es nicht doch noch zu Klagen kommt, könnte sie dann schon zwischen dem Flughafen und der Erdinger Stadtgrenze bauvorbereitende Maßnahmen vornehmen. Bis wirklich Gleise verlegt werden, dauert es aber noch. Der zweite Teil der Strecke muss noch durch das Verfahren, der Teil in und unter der Stadt - ein Tunnel soll entstehen. Man spürt es: Bei dem Projekt geht es voran. Ein ganz kleines Licht ist am Ende des Tunnels zu sehen.

Nicht nur der Ringschluss, auch andere Mega-Infrastrukturprojekte beschäftigen die Bürger und die Politik im Landkreis. Da hat Erding den anderen Kreisen rund um München etwas voraus. Wenn es wirklich so kommt, wie es sich die Landräte in ihrem Positionspapier zur Zukunft des S-Bahnverkehrs wünschen, wird es in den kommenden Jahrzehnten überall im Großraum Bahn-Baustellen geben. In Erding aber wird man mit der S 2 dann schon zum Flughafen düsen können.

Auch wenn wir hier schon weit sind: Die Forderungen, die das Positionspapier aufstellt, sind weder falsch noch unrealistisch. Think big: Wer auch in 35 Jahren noch ein attraktives und gut funktionierendes S-Bahnsystem haben will, der muss heute die Weichen dafür stellen. Vieles scheint für den Landkreis Erding machbar, der Ringschluss sowieso, dann auch die Verlängerung nach Freising, die S-Bahn bis Dorfen (sobald die Strecke ausgebaut und elektrifiziert ist), längere Bahnsteige, Barrierefreiheit. Nicht ganz sicher scheinen sich die Verfasser des Papieres aber zu sein, ob sich die Strecke nach Erding ab Markt Schwaben zweigleisig ausbauen lässt. Aber auch Begegnungsabschnitte würden bei Problemen helfen. Nicht vergessen: Die Fahrgastzahlen werden mit dem Ringschluss zunehmen.

Besonders schön ist zu lesen, dass die Landräte auch schnelle Verbesserungen für das tägliche Pendeln erwarten. Zwischen den Zeilen ist die Verärgerung spürbar, dass vieles nicht schon längst passiert ist. Zum Beispiel wird gefordert, alle 150 S-Bahnstationen mit einer elektrischen Ankunfts- und Abfahrtsanzeige auszustatten. Die Kosten wären überschaubar, der Effekt enorm.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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