Kommentar:Vermeintlicher Blick aufs Ganze

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Der neue Ansatz des Bundesverkehrswegeplans überrascht. Ob er auch überzeugen kann, ist jedoch fragwürdig

Von Florian Tempel

Der neue Bundesverkehrswegeplan hat im Vergleich zu seinen Vorgängerwerken einen neuen und vermeintlich besseren, klügeren Ansatz. Das wird an den Bewertungen zu den vier B 388-Ortsumfahrungen im Landkreis deutlich: Es gibt sie nicht. Es gibt keine Einzelbewertungen für Moosinning, Erding, Grünbach und Taufkirchen. Das ist bemerkenswert. Denn hieß es nicht, das Nutzen-Kosten-Verhältnis jedes einzelnen Projekts werde noch einmal durchgerechnet und die Zahl, die der Computer dabei ausspuckt, werde entscheidende Bedeutung haben? Nun aber überrascht der Bundesverkehrswegeplan mit einer Gesamtbewertung der B 388 durch den ganzen Landkreis.

Diese neue Perspektive aus Berlin, sich nicht mit jeder einzelnen Ortsumgehung abzutun, scheint auf den ersten Blick vielversprechend. Der Ost-West-Verkehr auf der B 388 ist in Taufkirchen nicht geringer als in Grünbach. Und die Autos, die durch Moosinning und Eichenried fahren, sind nicht weniger als die, die an Erding vorbeirauschen. Nur: Aus der angeblich gerechten Gesamtschau folgt keineswegs, dass alle Landkreis-Orte an der B 388 die gleichen Chancen auf eine Umgehung hätten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat das schon bei seinem Besuch in Dorfen vor zwei Wochen klar gemacht: Wer eine Ortsumgehung möchte, muss sich nach wie vor selbst darum kümmern. Denn vor der Finanzierung, die angeblich kein Problem sein sollte, muss erst mal ein funktionierende Planung her. Ob, wann und wie das in Moosinning oder Grünbach gelingen wird, sei nicht Sache des Bundes, sagte Dobrindt.

Bei der geplanten B 15 neu zeigt sich, dass der neue Blick des Bundes für das große Ganze nur Blendwerk ist. Denn bei diesem Projekt fehlt er völlig. Der Bau einer neuen B 15 südlich von Landshut bis Haag - auf welcher Trasse auch immer - ist auf einen Zeitpunkt nach 2030 vertagt worden. Gleichzeitig ist jedoch eine B 15-Umfahrung von Landshut fest eingeplant und soll in den kommenden Jahre verwirklicht werden. Dass das den überregionalen Nord-Süd-Verkehr auf der gesamten Strecke anheizen und den Durchgangsverkehr durch Taufkirchen, Dorfen und Sankt Wolfgang erhöhen wird, wird einfach außer Acht gelassen. Was im Bundesverkehrswegeplan zur B 15 neu steht, sind alles andere als gute Nachrichten für den Landkreis Erding.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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