Kommentar:Unter den Teppich gekehrt

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In der Wartenberger Ganztagesintensivklasse so viel aus dem Ruder gelaufen ist, als dass man nach der Entscheidung aus Landshut die Vorfälle unter den Teppich kehren könnte

Von Wolfgang Schmidt

Schlampereien sind strafrechtlich nicht relevant, sie zu verfolgen ist nicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft. Das mag so sein. Das ändert aber nichts daran, dass in der Wartenberger Ganztagesintensivklasse so viel aus dem Ruder gelaufen ist, als dass man nach der Entscheidung aus Landshut die Vorfälle unter den Teppich kehren könnte. Es gab Beleidigungen, Begegnungen der Schüler mit dem ehemaligen Arbeitstherapeuten der schmerzhaften Art und die Verteilung verschreibungspflichtiger Medikamente nach dem Salzstreuerprinzip. Das alles kann in den besten Schulen vorkommen. Dann aber ist die Aufklärung des Sachverhalts gefragt. Das ist hier nicht der Fall. Auch die Erdinger Politiker - mit Ausnahme der Grünen - lehnen sich zurück und warten ab.

Lange sah es so aus, als ob die Regierung von Oberbayern den Vorgängen in Wartenberg eine grundsätzliche Bedeutung zumessen würde. Dort hat, aus welchen Gründen auch immer, ein Sinneswandel eingesetzt. Die Aufsichtsbehörde macht auf einmal die Schotten dicht und mauert. Die Regierung von Oberbayern macht kein Hehl daraus, dass sie ihre Entscheidung, ob der Leiter der Heimvolksschule und der Leiter des Staatlichen Schulamtes in Erding gegen das Disziplinarrecht verstoßen haben oder nicht, am liebsten nur den direkt Betroffenen mitteilen würde. Man ist geneigt zu sagen, das passt ins Bild.

Und noch etwas wiegt ganz schwer: Dass in der Ganztagesintensivklasse bei den Prüfungen ein Notenschlüssel angewandt wurde, der strenger ist als der, den das Kultusministerium für die Regelschule empfiehlt. Es geht hier um Problemschüler, die noch einmal die Kurve kriegen wollen. Diese dadurch zu bestrafen, dass man die Latte für den Quali höher legt, ist wie ein Schlag in deren Gesicht. Es ist die Summe der Verfehlungen, die die Angelegenheit so unerträglich macht.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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