Kommentar:Taktik der Zermürbung

Lesezeit: 1 min

Es ist wohl nur eine vage Hoffnung, dass sich der Bau einer Ostumgehung von Landshut noch verhindern lässt

Von Florian Tempel

Das ist schon eine raffiniert ausgeklügelte Mischung, was da im Entwurf des Bundesverkehrswegeplan zur B 15 neu steht. Durch die als vordringlich eingestufte Ostumgehung von Landshut wird der östliche Landkreis Erding massiv unter Druck gesetzt. Doch damit nicht genug. Die schwammig offene Aussage irgendwann, irgendwie und irgendwo bis Rosenheim weiter zu bauen, ist der Clou einer auf Zermürbung ausgerichteten Taktik. Das unheimliche Gespenst einer B 15 neu längs durch den östlichen Landkreis Erding schleicht sich hinterrücks wieder an.

Bei der Diskussion am Dienstag in Dorfen wurde das deutlich. Bei aller Differenz der Argumenten und Schlussfolgerungen waren man sich doch in einem einig: Die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt vorgelegten Pläne verheißen nichts Gutes. Und es ist dabei egal, ob man nun eher den taktischen Überlegungen der Bürgerinitiative "Stopp B 15 neu" folgt oder denen der Initiative "Keine B 15 neu im Landkreis Erding". Beide Initiativen sind - zu Recht - gleichermaßen davon überzeugt, dass es schrecklich wird, wenn ihre Strategie gegen die B 15 neu nicht aufgeht.

Tatsächlich ist es wohl nur eine vage Hoffnung, dass sich der Bau einer Ostumgehung von Landshut noch verhindern lässt. Doch die Strategie der anderen B 15 neu-Gegner erscheint kaum aussichtsreicher. Die Landshuter Umgehung als gegeben zu akzeptieren und den Bau einer komplett neuen Nord-Süd-Verbindung durch die Nachbarlandkreise im Osten zu fordern, ist leicht gesagt. Doch die Nachbarn wollen auch keine B 15 neu bei sich. Wird Horst Seehofer ein Machtwort sprechen und eine Trasse festlegen? Nein, nichts wird passieren - bis die Taufkirchener oder Dorfener irgendwann am Durchgangsverkehr verzweifeln und zermürbt bitten werden: Baut halt doch dieses Monster, das uns Verkehrsminister Joachim Herrmann schon einmal angeboten hat.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: