Kommentar:Streetworker sind der richtige Ansatz

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Das Problem der Obdachlosigkeit lässt sich nicht aus der Welt schaffen. Dass die FMG sich als Hausherr des Problems annimmt, ist auf jeden Fall der richtige Ansatz

Von Petra Schnirch

Es ist ein ungewöhnliches und wegweisendes Konzept, mit dem die Münchner Flughafenbetreiber auf das Problem der Obdachlosigkeit am Airport reagieren. Sie überlassen es nicht länger allein den Kirchen, für diesen Personenkreis einzutreten, sondern ziehen mit diesen an einem Strang und stellen Geld für ein Streetworker-Projekt zur Verfügung.

Dass ein Flughafen nicht nur für Reisende große Anziehungskraft hat, liegt - gerade im Winter - auf der Hand. Die Türen der Terminals stehen rund um die Uhr offen, es ist trocken und einigermaßen warm, außerdem gibt es in den lang gezogenen Gebäuden etliche versteckte Ecken. Wer keinen festen Wohnsitz oder womöglich nicht einmal einen sicheren Schlafplatz hat, für den muss das verlockend sein.

Andererseits ist es verständlich, dass ein Flughafenbetreiber nicht bereitwillig eine laut Flughafengesellschaft immer größer werdende Anzahl von Obdachlosen beherbergen kann und will. Es ist der richtige Ansatz, diese Personengruppe nicht einfach mit Polizeigewalt aus dem Haus zu drängen oder sich selbst zu überlassen. Die neuen Streetworker bringen Erfahrung mit und haben die Zeit, auf diese Menschen und ihre Schicksale einzugehen, soweit jene es zulassen.

Wunder wirken können sie keine, das ist klar. Deshalb darf man sich nicht zu viel erwarten - das Problem der Obdachlosigkeit in der Glitzerwelt des Flughafens wird sich auf diese Weise nicht aus der Welt schaffen lassen. Denn nicht jeder, der aus welchem Grund auch immer sein Dach über dem Kopf verloren hat, wird sich helfen lassen wollen oder aber die Kraft aufbringen, sich in einen normalen Alltag zurückzukämpfen. Außerdem ist und bleibt ein Flughafen mit seinen Tausenden Passagieren für Flaschen-Sammler ein lukrativer Ort. Doch positiv ist, dass Menschen, die allesamt einiges durchgemacht haben und in einer Region durchs Raster gefallen sind, in der Wohnraum immer teurer wird, Fürsprecher und Vermittler oder auch einfach nur Zuhörer finden.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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