Kommentar:So einig wie selten

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Für OB Max Gotz ist der Abend gut verlaufen, die Bürger stützen seine Haltung. Jetzt sind seiner Meinung nach aber die Landtagsabgeordneten am Zug

Von Antonia Steiger

Die Debatte um den S-Bahn-Ringschluss und seinen Verlauf in den Grenzen der Stadt Erding spitzt sich zu. Etliche wichtige Entscheidungen sind längst gefallen - zum Beispiel die für einen Bahnhofsstandort auf dem Fliegerhorstgelände und der damit verbundenen Verknüpfung der S-Bahn mit der Regionalbahn im Norden der Stadt. Viele in Erding wollten diese Verknüpfung eigentlich im Süden. Sie schweigen nun, weil sie das Gesamtprojekt in Gefahr brächten, wenn Erding sich als zerstrittene Kommune präsentierten würde. Eigentlich ist auch die Entscheidung schon gefallen, dass der Bahnübergang an der Haager Straße untertunnelt wird, auch wenn das keiner ausspricht und dafür noch kein Plan an das Licht der Öffentlichkeit gedrungen ist. Noch nicht entschieden ist, wer dafür bezahlt.

Mit geradezu aufreizender Lässigkeit beschwichtigte OB Max Gotz (CSU) einen Bürger, der sich über die Haltung des Ministeriums echauffieren wollte, derzufolge der Freistaat nach dem Gesetz nicht verpflichtet sei, den Übergang zu untertunneln. Er brauche sich gar nicht aufregen, sagte Erdings OB. Der Übergang müsse weg. Für Gotz war dies ein guter Abend, denn die Wortmeldungen haben auf dem Podium den Eindruck zementiert, dass Erding diese Untertunnelung will. Dass Erding sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen drei Meter hohe Lärmschutzwände und geschlossene Schranken an dieser Stelle wehren wird. Nur eine Frage wird leider auf ewig unbeantwortet bleiben, falls die Haager Straße dann untertunnelt wird: Stimmt die Rechnung, dass die Schließzeiten trotz einer steigenden Zahl vorüberfahrender Züge auf gut zwölf Minuten pro Stunde sinkt? Man wüsste es zu gerne.

Ungemütlich wird es nun für die Landtagsabgeordneten, die sich für Erding zuständig fühlen. Ihnen wird Gotz auf die Pelle rücken, sie sollen für Erdings Interessen eintreten und Ministerpräsidenten Horst Seehofer an seine Worte erinnern, denen zufolge es für Sonderlasten auch Sondermittel gebe. Zum Beispiel 40 Millionen Euro für zwei tiefer gelegte Gleise. Der Freie Wähler Benno Zierer aus Freising war bereits in der Stadthalle, um seinen Arbeitsauftrag in Empfang zu nehmen. Die CSU-Ministerin Ulrike Scharf aus Erding hingegen war nicht zu sehen.

Und es gibt weitere offene Fragen. Die Altenerdinger zum Beispiel warten auf ein klares Signal zur Zukunft des Bahnübergangs an der Bahnhofstraße. Sie müssen davon ausgehen, dass das Ministerium keinen Plan präsentieren wird, auf dem die Bahnhofstraße untertunnelt wird. Dafür aber wird es wieder eine elegante Rechnung geben, auf der mit vielen Sekunden hantiert wird, bis am Ende herauskommt, dass der Bahnübergang so bleiben kann, wie er ist.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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