Kommentar:Selbst verschuldete Überraschung

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Wer schon mal ein altes Haus saniert hat, weiß eines: man ist vor Überraschungen nicht geschützt

Von Gerhard Wilhelm

Es war schon harter Tobak, der vor allem von der Seite der CSU im Gemeinderat Wartenberg gegenüber dem Architekten Udo Rieger geäußert worden war. Noch dazu in seiner Abwesenheit. Im Grunde war ihm unterstellt worden, dass er sich bei den Kosten für die Sanierung und den Umbau des Alten Schulhauses völlig verschätzt habe, dass er das ganze Management nicht im Griffe habe, zudem die Steigerungen verschleierte und letztlich dann über das Honorar sogar daran verdiene.

Jetzt ist Rieger kein Anfänger. Das Architekturbüro ist seit 1995 vor allem im Bereich Umbau und Sanierung bestehender und historischer Bausubstanz tätig. Zum Beispiel war er an Generalsanierung des denkmalgeschützten Hauses Am Rätschenbach 12 in Erding beteiligt. Das Lob für seine Arbeit und die seines Teams ist vielfältig.

Wer schon mal ein altes Haus saniert hat, weiß eines: man ist vor Überraschungen nicht geschützt. Vor allem bei einem rund 600 Jahre alten Gebäude wie dem Alten Schulhaus in Wartenberg. Aber eine genauere Voruntersuchung der vorhandenen Bausubstanz hatte man im Gemeinderat abgelehnt. Dass alles jetzt voraussichtlich rund elf Prozent teurer wird ist eher ein Wunder denn Fehlleistung, denn es hätte alles noch teurer werden können. Und das nicht nur wegen der Bauschäden, die behoben werden mussten.

Die Region München wächst und wächst, was bei dem Boom die Folge hat, dass die Auftragsbücher der Firmen randvoll sind. Bei Ausschreibungen müssen Gemeinden oft feststellen, dass kaum Angebote zurückkommen. Und wenn, dann mit Preisen, die mitunter doppelt so hoch sind wie kalkuliert. Wie Wartenberg bei der Kläranlage. Da lag das einzige Angebot um mehr als 50 Prozent über der Kostenschätzung.

Aber das vergisst man schnell, wenn man schon immer gegen die Sanierung wegen der Kosten war - zudem ist der Wahlkampf schon eingeläutet. Da muss man als Partei schon zeigen, dass man für die höheren Kosten nichts kann, sogar immer gemahnt habe.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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