Kommentar:Schwierige Annäherung

Lesezeit: 1 min

Die Positionen liegen weit auseinander. Anwohner fürchten einen Kahlschlag an der Lindenallee

Von Thomas Daller

Mit der Lindenallee ist es so eine Sache: Einerseits ist sie wunderschön und einzigartig im Landkreis, andererseits ist sie so schmal, dass einem Himmelangst werden kann, wenn einem ein Lastwagen entgegen kommt. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Positionen: Die Anwohner sind froh, dass langsam gefahren werden muss und es hat sich in den vergangenen fünf Jahren auch kein Unfall ereignet, bei dem Menschen verletzt wurden. Landrat Bayerstorfer hingegen ist bekannt für eine pragmatische Autofahrerposition. Als er noch Bürgermeister in Hohenpolding war, hat er überall dort Bäume fällen lassen, wo keine zwei Mähdrescher nebeneinander vorbei kamen. Dementsprechend skeptisch sind manche Kirch- und Wartenberger, wenn es wieder heißt, es müssten weitere Bäume gefällt werden. Am Ende drohe ein Kahlschlag und dann werde dort ein Holzland-Highway nach modernen Anforderungen gebaut.

Bayerstorfer wiederum verweist auf das Staatliche Bauamt, das man in den 1950er oder 1960er Jahren vertraglich mit allen Kreisstraßen betraut habe und von fachlichen Gesichtspunkten ausgehe. Das Bauamt wiederum sieht sich in der Pflicht, weil der aggressive Brandkrustenpilz viele Linden von innen aushöhle. Das fatale dabei ist, dass die Bäume von außen oft noch vital wirken. Den Schaden könne man als Laie nicht beurteilen. Da bleibt viel Spielraum für Unterstellungen, weil sich das Bauamt zudem strikt weigert, Nachpflanzungen vorzunehmen: Zu Zehetmairs Zeiten sei es noch nicht erforderlich gewesen, diese Nachpflanzungen mit Schutzplanken zu sichern. Dadurch sei der vorhandene Platz noch beengter.

Und dann kommt noch der Wirrwarr, wer mit wem wann was besprochen hat. So monierte Kirchbergs Bürgermeister Hans Grandinger beim Ortstermin mit dem Petitionsausschuss, seine Gemeinde werde bei der Lindenallee übergangen. "Wenigstens einmal" sollte man sich zusammen an einen Tisch setzen. Bayerstorfer hingegen sagt, er habe Grandinger gebeten, beim Grunderwerb behilflich zu sein. Das sei gescheitert, weil die Anwohner nicht verkaufen wollten. Ein neuer Anlauf, wie ihn Bayerstorfer nun mit einer Anliegerversammlung angeboten hat, ist wohl ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Denn die Anlieger scheinen bereit zu sein, punktuell hier und da mal zehn Quadratmeter für einen neuen Linden-Standort herzugeben. Aber 6,5 Meter breite Streifen links und rechts der Allee, wie das Landratsamt es sich vorstellt, werden sie wohl nicht verkaufen. Denn das wäre auch ein Korridor, der sich für einen Holzland-Highway eignen würde.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: