Kommentar:Ruhe jetzt!

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So wenig Eingriffe wie möglich, das ist das Beste für den Notzinger Weiher. Nur an einer Stelle besteht wirklich Handlungsbedarf

Von Antonia Steiger

Wer den Notzinger Weiher kennt, kann nur einen Wunsch haben: dass der Weiher so schnell wie möglich aus den Schlagzeilen verschwindet, damit das beschauliche Leben unter Bäumen, mit Zecken und Mücken weitergehen kann. Das Landschaftsschutzgebiet ist ein wunderbarer Ort, für dessen Erhalt es sich zu kämpfen lohnt. Dieser Erkenntnis verschließt sich nun auch Landrat Martin Bayerstorfer nicht länger. Er hat sich den Forderungen der Naturschützer weitgehend gebeugt - und das ist richtig so.

Mit seiner schwungvollen Kehrtwende hat Bayerstorfer einige Beteiligten offenbar überrascht. Nicht so sehr den Bund Naturschutz, mit dem es ja Gespräche gegeben hatte, weswegen dessen Klage nun ruht. Einige Bürger waren jedoch sehr erstaunt - und sie sind wieder nicht zufrieden. Ihre Forderungen nach dem einen oder anderen kleinen Eingriff darf der Landkreis aber zu den Akten legen: Seit Jahrzehnten kommen auch ältere Bürger ohne Einstiegshilfe in den Weiher, Steilufer gibt es dort nicht. Auch einen Steg hat noch niemand vermisst. Es gibt kleinere Buchten, in denen jeder mühelos ins Wasser gleiten kann. Auch die feste Wasserwachtstation ist nicht erforderlich. Tatsächlich ist es an diesem Weiher weiterhin so ruhig - den Mücken sei Dank -, dass die Rettungsorganisationen sich wohl schwer täten, ihre Ehrenamtlichen vom Kronthaler Weiher, von Wörth oder Finsing, Moosinning oder Thenn abzuziehen, um die paar geruhsam Badenden in Notzing ständig zu beaufsichtigen. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, und es ist noch immer jeder für sich selbst verantwortlich. Deswegen ist das Argument, der Bund Naturschutz sei wegen seines Widerstands gegen eine dauerhafte Wasserwachtstation schuld an möglichen Badeunfällen, unsinnig. Wer sich nur unter den Augen der Wasserwacht ins Wasser traut, muss woanders baden.

Ein echter Fortschritt wäre es jedoch, wenn das Dixi-Klo durch ein kleines Toilettenhäuschen inklusive Kleinkläranlage ersetzt würde. Ohne diese Maßnahme kommt auch ein Jugendzeltplatz nicht aus. Dann können die Jugendlichen kommen, einmal gelangweilt über den Lehrpfad schleichen und sich abends in der Gesellschaft von Tausenden Mücken ihre Marshmallows am Lagerfeuer grillen. Viel Vergnügen.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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