Kommentar:Reichlich Klärungsbedarf

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Erding sollte sich nicht grundsätzlich gegen Logistik sperren, doch ein paar Fragen müssen noch geklärt werden

Von Antonia Steiger

Die VIB Vermögen AG und die Stadtpolitik fremdeln noch deutlich. Von wechselseitiger Begeisterung war nicht viel zu spüren bei der ersten Präsentation der Pläne für die Logistikhalle, den Gewerbehof und den Recyclinghof im Stadtrat. Etliche Fragen müssen noch geklärt werden, andernfalls stünde eine Mehrheit für die 80 000 Quadratmeter große Logistikhalle auf wackligen Füßen. Es ist nicht unvorstellbar, dass der Stadtrat einige Debatten später diese Pläne billigen wird. Schwer vorstellbar ist dagegen, dass Max Gotz sich mit einer knappen Mehrheit zufrieden geben wird. Sollte er selbst überzeugt sein, wird er um breite Unterstützung werben für die Idee, diese Art von Gewerbe nach Erding zu holen und gleichzeitig Flächen für die Erdinger Unternehmer bereitstellen zu können.

Zuvor gilt es aber einige Sorgen zu entkräften, zuallererst die, dass sich eines Tages ein größerer Logistiker auf diesen üppigen 80 000 Quadratmeter ausbreitet. Das Potenzial dazu bietet die Halle aufgrund ihres flexiblen Nutzungskonzeptes. Ob eine solche Entwicklung mit einem Lärmschutzgutachten oder mit einer Beschränkung auf durchschnittlich weitere 28 Lastwagen pro Stunde im Bebauungsplan wirklich ausgeschlossen werden kann, ist nicht geklärt. Fraglich ist auch, wie weit die Stadtpolitik im Bebauungsplan die Art der Nutzung der Halle festschreiben kann. Logistik ja, Hochfrequenzlogistik nein? So wird das nicht gehen.

Und da ist natürlich der Verkehr. Skepsis ist angebracht angesichts der These, dass die Straßen im Westen Erdings eine weitere Zunahme problemlos verkraften. Hier muss ebenfalls noch genauer hingesehen werden. Vor diesem Hintergrund ist es keine leichte Aufgabe für die Politik, Erding als Gewerbestandort weiterzuentwickeln. Und zwar jetzt, denn die Nutzbarkeit des Fliegerhorstgeländes liegt in weiter Ferne. Erding sollte sich aber nicht zu fein sein für weitere Logistikunternehmen, die Pakete von A nach B transportieren. Sie haben nicht nur vorgefertigte Bauteile für Autos geladen, sondern auch Sportschuhe, Klamotten und Hamsterkäfige. In diese Richtung entwickelt sich der Handel, und viele Menschen machen mit. Dann müssen sie aber auch mit den Folgen leben.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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