Der Ismaninger Bauernaufstand vom Mittwoch hat wieder einmal eines gezeigt: Die Zeiten, in denen Behörden Bürgern - oder in diesem Fall Landwirten - etwas vor die Nase setzen können, sind längst vorbei. Heute wollen Betroffene mitreden und mitgenommen werden. Sonst geht der Schuss nach hinten los. Dass die Regierung von Oberbayern am Mittwoch unverrichteter Dinge von dannen ziehen musste, weil Landwirte deren Vorgehen bei der geplanten Unterschutzstellung von Flächen, Gräben, Schmetterlingen und Libellen in einem mehr als hundert Hektar großen Moorgebiet nördlich des Speichersees lauthals kritisierten und danach das Gespräch verweigerten, hat sie sich wohl selber zuzuschreiben.
Es war wohl nicht die beste Idee, da draußen im Moos mitten in der Erntezeit den Startschuss ohne die wichtigsten Partner geben zu wollen. Immerhin geht es um etwas so Bedeutsames wie den Erhalt einer in Oberbayern einzigartigen Naturlandschaft. Da steht es der Staatsbehörde schlecht zu Gesicht, wenn sie die betroffenen Grundeigentümer nicht dezidiert zur Auftaktveranstaltung bittet. Sondern sich darauf verlässt, dass es schon alle irgendwie mitkriegen werden, über Bauern- und Jagdverband, Medien und Mundpropaganda, dass ihre Felder und Äcker schon bald von Fachleuten kartiert werden sollen, um innerhalb von zwei Jahren einen Leitfaden zur Bewahrung von schützenswerten Lebensräumen und Arten zu bekommen.
Die Bauern haben schon recht, wenn sie beklagen, nicht rechtzeitig informiert worden zu sein. Ihre Demo an Ort und Stelle hat sich gelohnt. Nun aber gibt es einen neuen Termin - und bei diesem müssen beide Parteien, staatliche Naturschützer und beleidigte Landwirte, zusammen einen Weg finden, wie sich Landschaftsschutz und Bewirtschaftung in Einklang bringen lassen können.