Kommentar:Mut zur eigenen Meinung

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Hofstetter gegen Seehofer: Der CSU-Mann beeindruckt in der Flüchtlingspolitik

Von Sebastian FIscher

Franz Hofstetter hat am Donnerstag wohlüberlegt und nach einmal Rühren im Cappuccino erklärt, dass ihn die Wortwahl seiner Partei, der CSU, gehörig störe. Die Menschlichkeit würde es verbieten, Flüchtlinge in die Ecke zu treiben. Sprich: Wenn Horst Seehofer sagt, grenznahe Zeltlager errichten zu wollen, um Menschen schneller abschieben zu können, dann bedrängt er Menschen, die eine faire Chance verdient haben. Hofstetter ist CSU-Mitglied, doch das hat ihn in fast 20 Jahren als Bürgermeister von Taufkirchen und als Mitglied im Bezirkstag noch nie daran gehindert, seine Meinung zu sagen. Das ist gut so.

Es ist ja die eine Sache, wenn der Ministerpräsident in München Stimmung machen und provozieren will. Es ist aber eine völlig andere Sache, wenn ein Mann wie Hofstetter sich zur Sache äußert. "Wir müssen uns schon anstrengen" hat er gesagt, also: Wir dürfen es uns nicht zu einfach machen. Hofstetter ist nahe an den Menschen, er kennt ihre Probleme, aber auch ihre Fähigkeiten. Er weiß deshalb, dass es wenig sinnvoll ist, vor Notständen zu warnen und Menschen plump als Problemfälle abzustempeln. Stattdessen hat er an die Solidarität aller Gemeinden appelliert, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, das Kultusministerium dafür kritisiert, dass es zu wenige Sprachkurse gibt und sich mehr Geld für die Betreuung gewünscht. Er hat eine Willkommenskultur auch für die gefordert, die nicht aufgenommen werden können. Und, ja, er hat dann auch gesagt, dass nur Menschen Asyl bekommen können, die wirklich verfolgt werden. Aber wie Hofstetter das erklärte, war es doppelt so glaubwürdig wie bei Horst Seehofer. Vielleicht sollte die CSU Menschen wie Franz Hofstetter mal etwas genauer zuhören.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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