Ihren rebellischen Tag hatten in der jüngsten Sitzung die Wartenberger Gemeinderäte. Jahrelang hatten sie an zwei Sonntagen im Jahr, darunter an Pfingsten, Märkte abgehalten. Mit Fieranten, die am Markplatz ihre Waren feil boten, einem Radrennen an Pfingsten, das sogar überregional bekannt ist sowie einem unterhaltsamen Rahmenprogramm - dazu hatten im Markt die Geschäfte nachmittags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Doch in diesem Jahr grätschte das Landratsamt Erding dazwischen: die örtlichen Geschäfte dürften schon auf machen, aber . . .
Aber nur in der Form, dass nur die Geschäfte öffnen dürfen, die in einem unmittelbar zu umgrenzenden Bereich des eigentlichen Fierantenmarktes am Rathaus sind. Womit plötzlich etliche Geschäfte, die jahrelang öffnen durften, außen vor sind. Geschäfte, die stets gut besucht waren und einfach im Bewusstsein der Wartenberger Bürger zum Ort gehören.
Dass sich eine Mehrheit der Gemeinderäte damit nicht abfinden wollen, ist mutig. Aber sie haben gute Gründe. Zum einen, dass die zwei verkaufsoffenen Sonntage - vor allem der an Pfingsten - eine lieb gewonnene Tradition sind, zum anderen, dass man jeden Ort für sich betrachten muss. In Wartenberg haben sich entwicklungsbedingt mehrere Geschäftsbereiche entwickelt, es ist nicht Erding oder sogar München. Dem muss man Rechnung tragen und sich nicht nur an Paragrafen festhalten. Mit seinem Markt, dem Radrennen, den offenen Geschäften ist der verkaufsoffenen Sonntag mehr ein gesellschaftlicher als ein wirtschaftlicher Event. Diesmal haben aber erst Mal die Paragrafen gewonnen. Zweiter Bürgermeister Peter Schickinger, der den erkrankten Bürgermeister aktuell vertritt, und der Gewerbeverein haben die Notbremse gezogen. Zu groß war wohl die Furcht vor Sanktionen aus dem Landratsamt.