Kommentar:Kurzsichtige Entscheidung

Den Schulbus von Wartenberg nach Freising zu streichen, zeugt von eine grundfalschen Denke: Schüler werden auf reine Kostenfaktoren reduziert.

Von Gerhard Wilhelm

Wie heißt es so schön: Kinder sind unser größtes Gut und ihnen eine gute Bildung mit auf dem Weg zu geben ist eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen Aufgaben. Muss wohl jemand im Landratsamt noch nie gehört haben, sonst würde kein Schulbus mit der Argumentation gestrichen, dass eine "Doppelbedienung weder sinnvoll noch finanziell vertretbar" sei.

Mit "Doppelbedienung" ist wohl gemeint, dass ab Eittingermoos vom nächsten Schuljahr an zwei Busse Schüler an Freisinger Schulen befördern würden. Für die Kinder, die bisher auf der Strecke von Wartenberg nach Eittingermoos einsteigen, bedeutet das aber, dass gar nichts mehr fährt. Für einen Langenpreisinger Sechstklässler, der auf das musische Camerloher Gymnasium in Freising geht, bedeutet das auch, dass er künftig kurz nach 6 Uhr in der Früh zum Bus nach Erding gehen muss, dann hoffen muss, dass der Bus keine größere Verspätung hat, sonst sitzt er im schlimmsten Fall in Erding fest, wenn der weiterführende Bus der Linie 511 nicht wartet, da der nächste erst Mittag wieder fährt.

Die längere Fahrzeit mündet auch in einen noch längeren Schultag für die Kinder. Zwölf Stunden werden es dreimal in der Woche. Ein Klacks für 13- oder 14-Jährige. Hausaufgaben? Können sie ja im Bus machen. Lang genug sind sie ja dann unterwegs. Außerdem: was haben die Schüler in Freising verloren? Sollen sie doch in Erding auf's Gymnasium gehen. Wer so argumentiert, dem ist das Wohl der Kinder egal und reduziert sie auf einen reinen Kostenfaktor. Auch wenn nur ein paar tatsächlich dem Gesetz nach einen Beförderungsanspruch haben.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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