Kommentar:Kontinuierlich rechtsextrem

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Viele führende AfD-Funktionäre waren früher in anderen Parteien. Der eben erst gegründete Erdinger Kreisverband wird jetzt von einem ehemaligen Republikaner geleitet

Von Florian Tempel

Dass die AfD sich zu einer rechtsextremen Partei entwickelt hat, zeigt sich auch und besonders auf der lokalen Ebene, wo der eben erst gegründete Erdinger Kreisverband von einem ehemaligen Republikaner geleitet wird. Zwar waren viele führende AfD-Funktionäre früher in anderen Parteien. Der Bundesvorsitzende Alexander Gauland war mehrere Jahrzehnte bei der CDU, der neue bayerische Landesvorsitzende Martin Sichert ehedem in der FDP und der SPD. Doch im Gegensatz zu Gauland und Sichert ist der Erdinger Kreisvorsitzende Wolfgang Kellermann nicht etwa bei seiner früheren Partei ausgestiegen, weil ihm diese ideologisch nicht mehr getaugt hätte. Kellermann hat nur erkannt, dass die rechtsextremen Reps keine Zukunft mehr haben - und die rechtsextreme AfD ihm die Möglichkeit bietet, genau da weiterzumachen, wo er bei den Reps aufgehört hat. Kellermann beweist als Ex-Republikaner bei der AfD gewissermaßen geradlinige Kontinuität. Er persönlich ist stolz darauf und die Erdinger AfD-Mitglieder finden es offensichtlich richtig so.

Während die AfD zuletzt im starken Aufwind war, sind die Republikaner bei der Bundestagswahl im vergangenen September schon gar nicht mehr angetreten. Sie werden auch bei der Landtagswahl im Oktober nicht mehr dabei sein. Selbst der Taufkirchener Martin Huber, Rep-Bezirksvorsitzender in Oberbayern - Kellermann sagt von sich selbst, er sei früher einmal Hubers "rechte Hand" gewesen - hält das für sinnlos. Dabei war Huber 2013 als Nummer eins der Reps in die Bayernwahl gegangen, zwei weitere Kandidaten aus dem Landkreis waren auch noch auf der Liste. Doch das bayernweite Ergebnis vor fünf Jahren und bei der Europawahl 2014 waren dann so mickrig, dass die Republikaner keine staatliche Wahlkampfkostenerstattung mehr bekommen. Auch wenn der Niedergang der eigenen Partei Huber schmerzen mag, findet selbst er Trost im Aufstieg der AfD, die er als Alternative für Republikaner-Wähler und anderen Rechten empfiehlt. Die Neuorientierung rüber zur AfD werde dabei noch dem Einfältigsten sehr leicht gemacht, wie Huber treffend beobachtet hat: "Die haben ja sogar unsere Parteifarbe übernommen."

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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