Kommentar:Irritierende Aussagen

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Dass das Landesamt für Denkmalpflege für den Erhalt alter Gebäude ist, liegt in der Natur der Sache. Wenn die staatlichen Denkmalschützer eine andere Meinung vertreten würden, wären sie in ihrem Beruf fehl am Platz

Von Florian Tempel

Der Dorfener Stadtrat hat nicht erst gestern beschlossen, ein neues Rathaus zu bauen. Die Stadt beschäftigt sich schon seit mehr als einem Jahr damit. Fast ebenso lang weiß das Landesamt für Denkmalpflege davon. Es ist deshalb etwas irritierend, dass die staatlichen Denkmalschützer auf einmal behaupten, ein Abriss des bestehenden Rathauses habe nicht zur Diskussion gestanden und man sei grundsätzlich für den Erhalt der alten Bausubstanz. Diese Aussagen sind zwar im Kontext des schon seit Langem laufenden Prozesses zum Rathausneubau wunderlich. Aber bei näherer Betrachtung sind sie nicht unmotiviert und falsch.

Dass das Landesamt für Denkmalpflege für den Erhalt alter Gebäude ist, liegt in der Natur der Sache. Wenn die staatlichen Denkmalschützer eine andere Meinung vertreten würden, wären sie in ihrem Beruf fehl am Platz. Wenn das alte Rathaus als einzelnes Gebäude unter Denkmalschutz stehen würde - was es nicht tut - hätte das Denkmalamt von Anfang an richtig die Bremse reinhauen müssen und nicht so schwammig von einer grundsätzlichen Erhaltungswürdigkeit reden dürfen. Beim Rathausneubau in Dorfen geht es aber um Ensembleschutz. Und da kann das Landesamt einem Neubau erst dann zustimmen, wenn es weiß, wie dieser aussehen soll.

Beim Ensembleschutz kommt es auf die Wirkung eines Gebäudes an, auf seine von außen sichtbare Form, Struktur und Farbe. Der Stadtrat selbst ist mit dem ersten Entwurf nicht glücklich. Bürgermeister Heinz Grundner hat das klar gemacht, als er sagte, man müsse die "Fassadengestaltung weiterentwickeln". Das Landesamt für Denkmalpflege kann deshalb noch weniger schon jetzt sein Placet zum Neubau des Rathauses geben. Der Ensembleschutz der Dorfener Altstadt wäre nutzlos, wenn man jeder Art von Neubau von vornherein einen Freibrief ausstellen würde.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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