Kommentar:In der Sache nicht uneinig

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Niemand im Erdinger Stadtrat will verantworten, dass der Einzelhandel in der Innenstadt in Schieflage gerät

Von Antonia Steiger

Es ist unwahrscheinlich, dass der Erdinger Stadtrat den Wünschen der Investoren nachgibt, die einen Lebensmittelmarkt im Gewerbegebiet Erding West ansiedeln wollen, der so groß ist wie ein halbes Fußballfeld. Wie kritisch Teile des Stadtrates diesen Wünschen gegenüber stehen, ist nicht zu übersehen. Das trifft nicht nur auf Grüne und ÖDP zu, die auf Forderungen nach immer mehr Wachstum sowieso bockig reagieren. Bei "Erding jetzt" ist man sogar besonders kritisch, dort fühlt man sich im besonderen Maße dem Wohlergehen des innerstädtischen Einzelhandels verpflichtet. Aber auch in SPD und UWE ist der Widerstand unübersehbar.

Dass sich die CSU zurückhält mit kritischen Worten zu dem Antrag auf Bebauungsplanänderung, liegt nicht daran, dass sie einen solch riesigen Lebensmittelmarkt in Erding haben will. Es liegt daran, dass sie ihren OB Max Gotz nicht im Regen stehen lassen will bei seinen Bemühungen, den nächsten Ablehnungsbescheid an die Investoren auf sicherere Beine zu stellen, als es ein einfacher Stadtratsbeschluss sein kann unter dem Motto "Wir wollen das aber nicht!" Die Landesplanung ist nun am Zug. Und es ist damit zu rechnen, dass sie bei einer Gesamtschau auf die Verkaufsflächen in Erding zu dem Ergebnis kommt, dass es reicht mit dem Angebot an Obst, Trockenmüsli, Joghurt und Chips. Weniger vorhersagbar ist dagegen die Antwort auf die Frage, ob sich im Gewerbegebiet auf 2500 Quadratmeter weitere Kleiderläden niederlassen dürfen. Zweifelsohne würden junge Menschen in Jubel ausbrechen, wenn sie eine größere Auswahl hätten. Aber: Ein Ausflug zum Shoppen in die Landeshauptstadt hat noch keinem Kleinstadt-Girlie geschadet.

Ganz sicher ist nur eines: Die CSU und ihr Oberbürgermeister Max Gotz werden nicht in die Geschichte eingehen wollen als die, die mit einer allzu verständnisvollen Haltung gegenüber den Interessen der Investoren dafür gesorgt haben, dass der Einzelhandel in der Innenstadt nun doch noch schlimme Schäden erleidet. Bislang haben die Erdinger Kaufleute die Konkurrenz auf der Grünen Wiese einigermaßen gut verkraftet. Doch das muss wirklich nicht so bleiben.

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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