Kommentar:Im Interesse jeder Stadt

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Dorfen macht es richtig. Das Nichtstun in Erding ist Arbeitsverweigerung.

Von Florian Tempel

Sollen die Kommunen den Aufbau von Ladestationen für Elektrofahrzeuge unterstützen? Die Stadt Dorfen tut es, der Stadtrat in Erding ist hingegen mehrheitlich dagegen. Die Argumenten, die zum Thema Elektroladestationen angeführt wurden, sind in Dorfen und Erding dabei exakt dieselben, aber die Schlussfolgerungen waren ebenso exakt gegenteiliger Natur. Wer hat denn jetzt recht?

In Dorfen wurde vor einem Jahr im Stadtrat über Elektroladestationen diskutiert, in Erding fand die Debatte erst vor Kurzem statt. Fest steht noch immer, dass E-Autos alles andere als weit verbreitet sind. Das hat auch seinen Grund darin, dass es nicht so viele Ladestationen gibt, an denen man unterwegs mal nachladen kann. Auch deshalb werden wenige Elektroautos gekauft, und weil dem so ist, werden nur wenige Ladestationen gebaut, und so weiter und so weiter. Es scheint ein Henne-oder-Ei-Problem. Aber die Lösung ist nur theoretisch kompliziert, tatsächlich ist sie einfach und einleuchtend: Wer Eier möchte, muss sich eine Henne anschaffen - wer mehr Elektroautos auf die Straße bringen will, sollte für mehr Ladestationen sorgen. In Dorfen haben sie das verstanden und richtig gehandelt. In Erding haben OB Gotz und die Mehrheit des Stadtrat es genau anders herum gemacht.

Die Argumentation, weitere Ladesäulen in der Innenstadt brächten angesichts der geringen Zahl von E-Fahrzeugen eh nichts, ist von so großer Einfalt, dass man dazu gar nichts sagen muss. Zu fragen, ob sich das Ganze wirtschaftlich lohnen könnte, ist für eine so reiche Stadt wie Erding fast schon unanständig. Und die Zuständigkeit bei anderen einzufordern, grenzt an Arbeitsverweigerung.

Die Förderung von E-Mobilität ist weder eine unternehmerische Entscheidung noch muss sie vorrangig als staatliche Aufgabe angesehen werden. Denn es geht ganz entschieden um die Verbesserung der Luft- und Aufenthaltsqualität in den Städten. Den Anteil an Elektrofahrzeugen zu erhöhen, ist im Interesse jeder Stadt und dabei mit gutem Beispiel voranzugehen eine ehrenwerte Verpflichtung. Nichtstun ist hingegen nichtsnutzig.

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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