Kommentar:Gewinn für Natur und Mensch

Es geht um mehr als ein paar kleine Spinnen. Wenn es der Isar besser geht, dann freuen sich auch die Menschen, die in ihrer Nähe wohnen

Von Peter Becker

Ein paar seltene Wolfsspinnen mehr oder weniger - wen kümmert das? Die spült eh das nächste Isarhochwasser von den Kiesbänken und dann gibt es beim nächsten Sonnenbaden ein paar von den ekligen Krabbeltieren weniger. So mag mancher denken, der die Erfolge der Renaturierung des Flusses im Landkreis Freising gering schätzt. Dem ist nicht so. Wer in der Nähe des Flusses wohnt, der freut sich, wenn es ihm und den Kreaturen, die in ihm und an seinen Ufern wohnen, besser geht.

In den vergangenen hundert Jahren haben Ingenieure der Isar viel Gewalt angetan. Sie zapften ihr Wasser ab, das nun den Sylvensteinspeicher füllt. Was übrig bleibt, fließt durch einen Kanal, um Strom zu erzeugen. Fast schon aus Trotz, möchte man meinen, hat sich die Isar deshalb in den vergangenen Jahrzehnten immer tiefer in ihr Bett eingegraben. So als wolle sie ganz aus den Augen der Menschen verschwinden.

Was für Tiere sich einst in und an der Isar tummelten, ist nicht gewiss. Dazu gibt es keine Aufzeichnungen. Wenn sich aber durch die Renaturierung ihres Laufes wieder einst heimische Arten ansiedeln, ist das ein Gewinn. Auch wenn den mancher gering achtet. Schließlich befinden wir uns in einer Region, in der aufgrund ihrer Nähe zu München die Natur durch den nagenden Flächenverbrauch Tag für Tag ein Stück zurückgedrängt wird. Gerade davon wären Streckenabschnitte, in denen der Flusslauf renaturiert wurde, besonders betroffen gewesen. Nämlich dann, wenn sich Ostbayern mit seiner Forderung nach dem Bau der Marzlinger Spange zum Flughafen durchgesetzt hätte.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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