Kommentar:Gelassenheit tut Not

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Auch wenn sich im Erdinger Jugendparlament nach außen hin nicht viel tut, ist das kein Grund, es infrage zu stellen.

Von Antonia Steiger

Die frühere Aufgeregtheit ist einem vernünftigen Pragmatismus gewichen, ein grundsätzlicher Optimismus ist jedoch geblieben: Erdings Jugendreferent Hubert Sandtner ist seit Jahren der erste, der antworten muss, wenn jemand wissen will, was mit dem Jugendparlament los ist. Auch jetzt ist es wieder so weit: In wenigen Wochen findet die Nominierungsversammlung statt. Da steht die Frage im Raum, wie groß das Interesse dieses Mal sein wird. Beim letzten Mal hatten sich zehn Kandidaten gefunden, eine Wahl war somit nicht nötig, denn das Parlament hat Platz für 13 Parlamentarier. Sandtner bleibt aber gelassen: Das Angebot bleibt bestehen, sagt er. Und das ist richtig.

In der Tat: Man sieht und hört kaum etwas von dem Gremium, in dem junge Leute ihr Demokratieverständnis schulen sollen. Die Ruhe, die sich auf dieses Parlament gelegt hat, steht in krassem Gegensatz zu der Nervosität, die die Diskussionen um die Satzung begleitet hat. Rederecht für die Jugendparlamentarier im Stadtrat? Um Gottes willen, nein! Wahlrecht auch für Jugendliche mit Migrationshintergrund außerhalb der Europäischen Union? Schwierig, schwierig!

Am Ende konnte sich die Stadtpolitik doch noch einigen, und bei der Premiere fanden sich 21 Kandidaten. Seitdem ist es stiller und stiller geworden. Nur Sandtner stöhnt gelegentlich auf, wenn er wieder einmal erklären soll, warum nicht mehr zu hören ist von den Jugendparlamentariern. Die Erklärung, dass die Jugendlichen in Erding keine wirkliche Not leiden, die sie an die Urne und in Diskussionen treiben könnte, liegt nahe. Doch auch die steigende schulische Belastung hält junge Menschen davon, sich in der Freizeit auf diese Weise zu engagieren. Dennoch: Es ist richtig, diese Entwicklung gelassen zur Kenntnis zu nehmen. Alles andere bringt ja auch gar nichts. Und es ist richtig, dass die Stadt offen bleibt für die Idee des Jugendparlaments. Und wer weiß: Vielleicht finden sich in diesem Jahr wieder mehr Interessenten zur Nominierungsversammlung. Vorläufig aber darf sich Hubert Sandtner darauf einstellen, noch ein paar Mal gefragt zu werden: Braucht es das wirklich, dieses Jugendparlament?

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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