Kommentar:Es gibt viel zu bedenken

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Man muss sich über Bürgermeister Heinz Grundner wundern, warum er, meint, die beste Strategie sei eine Überrumpelungstaktik

Von Thomas Daller

Man muss sich über Bürgermeister Heinz Grundner wundern, warum er bei so einem Projekt, das nicht nur die Stadträte, sondern auch die Bürgerschaft polarisiert, meint, die beste Strategie sei eine Überrumpelungstaktik. Ist es die Hybris, dass er sich als tatkräftigen Alleinherrscher sieht, der den gordischen Knoten zerschlägt? Oder ist es die Einsicht, dass der Teil seines Plans, der das Schwimmbad betrifft, möglicherweise eine Schnapsidee sein könnte, für die man nur Mehrheiten bekommt, wenn man nicht lange darüber nachdenkt? Man muss das Projekt gründlich hinterfragen, denn bereits die Finanzierung ist völlig offen, wenn auf dem Gelände nur ein vergleichsweise kleiner Teil für eine Bebauung zur Verfügung steht.

Grundsätzlich sollte man dem TSV und dem Tennisclub keine Steine in den Weg legen, wenn sie nach Rutzmoos wollen. Wenn man das Schritt für Schritt vollzieht und Planungssicherheit hat, kann man zwei drängende Probleme lösen. Ob das der Fall ist, wenn man sich bis 29. Juni dieses Jahres verbindlich festlegen muss, sei allerdings dahingestellt.

Die große Frage bleibt, ob man sich mit einem Umzug des Freibads in den neuen Stadtteil einen Gefallen tut, der in Rutzmoos entstehen soll. Es heißt, das Schwimmbad sei marode, weil die Folie undicht werde. Aber muss man es deswegen gleich abreißen? Wenn man das Becken 2008/09 mit einer Folie abdichten konnte, warum sollte das 2020 nicht erneut gelingen - mit vergleichsweise geringen Kosten. Das Schwimmbad ist klein, das stimmt. Aber Abhilfe könnte sowohl der von Ursula Frank-Mayer vorgeschlagene Naturteich leisten als auch eine Erweiterung auf TSV-Gelände. Letzteres könnte auch in Form eines Hallenbades geschehen, wie es Simone Jell mutig angeregt hat. So etwas baut man schließlich wieder für Jahrzehnte, da haben auch solche Überlegungen sehr wohl ihre Berechtigung.

Ganz pragmatisch muss man auch zugeben, dass man noch nicht weiß, ob sich der Boden in Rutzmoos eignet, bevor man ihn untersucht hat. Eine Gründung kann ansonsten ziemlich teuer werden. Und die meisten, die bislang mit dem Radl ins Bad gefahren sind, würden sich dann wohl ins Auto setzen und zusätzlichen Verkehr erzeugen. Und nicht zuletzt gibt es in Rutzmoos keinen nennenswerten Baumbestand. Die Badegäste müssten sich die ersten Jahrzehnte mangels Schatten in die pralle Sonne legen.

Am besten wäre es wohl, man würde den Dorfener Freibadgästen eine Saison lang beim Eintritt einen Fragebogen in die Hand drücken, welche Entscheidung in ihrem Sinne wäre. Wer ihn ausgefüllt abgibt, kriegt eine Kugel Eis. Dann hätte man am Ende eine fundierte Basis zum Willen der Bürger statt einer einsamen und möglicherweise fehlerbehafteten Idee des Bürgermeisters.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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