Kommentar:Dumm gelaufen

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Die Bewohner von Pesenlern haben kaum eine Möglichkeit, den Durchgangsverkehr in ihrem Ort zu bekämpfen

Es gibt zweierlei Gutachten: Jene, die objektiv alle Tatsachen aufzählen, und jene, in denen das steht, was man gerne hören möchte. Tatsache ist, dass man, als die marode 2,3 Kilometer lange Straße von der Staatsstraße 2082 über Felben bis Pesenlern saniert und ausgebaut wurde, eine 5,6 Meter breite, dem allgemeinen Verkehr gewidmete Straße bekommen hat. Der Ausbau endet zwar am Ort, aber das kümmert den Verkehrsteilnehmer nicht, da man durch Pesenlern eine gut zu befahrende, recht gerade Straße vor sich hat. Die paar Häuser links und rechts - zurzeit rund 53, bald können etwa 34 Wohneinheiten dazukommen - stören nicht beim Durchfahren.

Die Pesenlern störten zwei Punkte: Zum einen der Schwerlastverkehr, der größtenteils durch ein Kies-Unternehmen in der Nähe verursacht wird, und zum anderen der Durchgangsverkehr, den es aber auch vorher schon gegeben hat. Schuld daran ist, und wird es weiter sein, die moderne Autonavigation. Egal wie man es sieht, von der ED 2 (Berglern) nach Fraunberg und weiter (ED 1) sind es über die überörtlichen Straßen via Wartenberg zwischen sechs und 6,5 Kilometer und über Pesenlern in der kürzesten Variante 4,2 bis 4,7. Die kürzeste Strecke ist für das Navi an Bord über Pesenlern. Und auch wohl die schnellste, da weniger "bremsende" Orte und Kurven dazwischen liegen. Es könnten sogar noch mehr "Abkürzer" werden, wie Stadtplaner Johann Hartl vermutet, wenn sich der mittlerweile gute Zustand der Straße weiter herumspricht.

Rechtlich gesehen sind die Pesenlern dumm dran: Nur noch Fahrzeuge unter 7,5 Tonnen zuzulassen, verhindert der doch noch gute Zustand der Straße vor und im Ort. Aber man kann darauf hoffen, dass der Unterbau im Ort nicht für den Schwerlastverkehr tauglich ist und dass bald tatsächlich die Straße kaputt geht. Rechts-vor-Links geht auch nicht. Dazu gibt es kaum Straßen im Ort, ein Querverkehr ist kaum zu erwarten und alles schön übersichtlich. Tempo 30 wäre theoretisch möglich, aber es müssen Gründe dafür angeführt werden (Gefährdung der "Sicherheit oder Ordnung" und Verhütung "außerordentlicher Schäden an der Straße"). Und das Entscheidende: Es muss auch baulich was an der Straße im Ort passieren, es müssen Verengungen her, der Charakter der geraden Straße muss geändert werden, sonst kümmern sich nur wenige um Tempo 30. Doch für einige der Maßnahmen - wie Baumpflanzungen oder Bordsteine und für Fahrräder nutzbare Gehwege auf beiden Straßenseiten - müssten auch die Anlieger bezahlen wegen der Straßenausbaubeitragssatzung.

Letztlich wird es - trotz aller möglicher kleinerer Maßnahmen wie einer Mittelinsel am Ortseingang und im Dorf - darauf hinauslaufen: Abwarten, bis durch den Schwerlastverkehr erste Schäden auftreten. Und dann klappt es auch mit Tempo 30 und/oder der 7,5- Tonnen-Beschränkung.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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