Kommentar:Donald Trump lässt grüßen

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Im Landkreis sind die Mietpreise explodiert. Wartenberg ist Mitglied der Landkreis-Wohnungsbaugesellschaft. Aber bis heute ist es dem Gemeinderat, sich auf ein Projekt mit dem Landkreis zu einigen und ein Grundstück dafür abzugeben

Von Gerhard Wilhelm

Lange Zeit hat die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises Erding geschlummert. Die letzte große Investition der Gesellschaft, der 19 der 26 Städten und Gemeinden angehören, liegt gut zehn Jahre zurück. Doch in den vergangenen Jahren sind auch im Landkreis die Mietpreise geradezu explodiert. Immer mehr Menschen, die sogar Vollzeit in die Arbeit gehen oder nach einem langen Arbeitsleben Rente beziehen, können sich plötzlich nach einer Mieterhöhung ihre Wohnung nicht mehr leisten. Die Folgen zeigen sich in steigenden Obdachlosenzahlen, daran, dass immer mehr zwei oder sogar drei Jobs annehmen müssen, um über die Runde zu kommen und dass sogar Menschen, die Erding seit Jahrzehnten als ihre Heimat ansehen, in der Rente wegziehen müssen.

Die Gemeinde Wartenberg ist seit 1990 Mitglied der Genossenschaft. Aber bis heute ist es dem Gemeinderat in wechselnder Besetzung nicht gelungen, sich auf ein Projekt mit dem Landkreis zu einigen und ein Grundstück dafür abzugeben. Dabei ist eigentlich allen klar: Wartenberg ist keine Insel der Seligen, wo die Mietpreise noch wie anno dazumal sind, auch wenn offenbar nur eine Familie aus Wartenberg derzeit auf der Warteliste für eine Sozialwohnung steht. Es dürfte aber als sicher gelten, dass die Zahl der Bedürftigen weitaus höher liegt. Viele genieren sich ihre Lage öffentlich einzugestehen, andere haben eh keine Hoffnung angesichts langer Wartelisten. Und zudem gibt es viele Menschen, die knapp über den Grenzen liegen beim Einkommen, denen aber letztlich nach Abzug der Miete sogar weniger als den Berechtigten zum Leben über bleibt.

In einem Punkt waren sich die Wartenberger Gemeinderäte deshalb einig: es muss was passieren. Für alle vom Mietwahnsinn Betroffenen. Aber wenn dann einige sozusagen nach Trumpscher Manier sagen: "Wartenberg first!", dann verkennt man die Lage aus mehreren Gründen: Erstens dass die Marktgemeinde nicht zu den finanzstärksten im Landkreis zählt und deshalb derzeit schon Projekte zeitlich nach hinten schieben muss. Zweites: wenn man schon Mitglied der Genossenschaft ist, dann sollte man deren Vorteile nutzen - oder austreten. Und Drittens: Ja, Wartenberg wird dann beim Bau durch die Wohnungsbaugesellschaft nur 75 Prozent der Wohnungen an eigene Bürger vergeben können. Aber das können beispielsweise auch die Taufkirchener oder Erdinger nicht anders. Und ein Anrecht auf die 25 Prozent haben auch Wartenberger Familien.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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