Kommentar:Der Markt macht Pause

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Es stimmt einfach nicht, dass die Stadt keine Wohnflächen ausweist, sie lässt sich nur ein wenig Zeit. Und das aus gutem Grund

Von Antonia Steiger

Der Vorwurf von Immobilienmaklern, die Stadt Erding müsse mehr Wohngebiete ausweisen, zielt ins Leere. Es stimmt einfach nicht, dass die Stadt keine Wohnflächen ausweist, sie lässt sich nur ein wenig Zeit. Und das aus gutem Grund. Aus mehreren guten Gründen sogar. Ein Grund ist die soziale Bodennutzung nach Münchner Vorbild, die die Stadt Erding vor der Ausweisung des nächsten großen Gebietes als Satzung beschließen will. Es ist ein Konstrukt, das den Maklern und Bauträgern so gar nicht schmeckt, weil sie damit gezwungen werden, einen Teil der Fläche - ob zum Kauf oder zur Miete - unterhalb des Marktpreises anzubieten. Gerade in der Erdinger Region mit den zuletzt absurd hohen Wertsteigerungen ist dieser Wunsch der Politik sehr vernünftig.

Ein weiterer Grund dafür, dass die Stadt nicht blindlings hier und dort weitere Flächen ausweist, ist das Wissen darum, dass in den kommenden Jahren sowieso Grund in Erding baureif wird: an der Haager Straße Ost, am Poststadel und an der Sigwolfstraße. Man muss der Stadt und seiner Bürgerschaft schon die Chance geben, halbwegs klarzukommen mit dem Bevölkerungswachstum und all seinen Folgen für die Infrastruktur. Erding mit seinen gut ausgebauten Kinderbetreuungseinrichtungen, seinen Freizeitmöglichkeiten und seiner Nähe zu München, zum Flughafen, zur Messe und zu den Alpen wird über Jahre hinweg attraktiv bleiben für Zuzügler. Dass die Makler nun ohne Immobilien dastehen, die sie zu Höchstpreisen an den Meistbietenden abgeben können, ist kein Grund zum Jammern.

Viel bedauerlicher ist es dagegen, dass die jungen Leute in Erding sich unter den momentanen Bedingungen kaum mehr eine eigene Immobilien leisten können. Das ist das eigentliche Problem dieser Region.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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