Kommentar:Der Bedarf ist weitaus größer

Das Begünstigtenmodell ist schön für 15 Familien und bitter für all die anderen, die auf den Plätzen 16 bis 98 folgen

Von Florian Tempel

Niemand muss den früheren Einheimischenmodellen nachtrauern. Die Nachfolgemodelle sorgen genauso wie dafür, dass vor allem Ortsansässige in den Genuss einer verbilligten Immobilien oder eines günstigen Baugrundstücks kommen. Das Ergebnis der Vergabe der 15 Reihenhäuser im neuen Baugebiet vis-à-vis der Therme Erding hat das bewiesen. Ganz vorne standen Familien, die schon länger in der Stadt leben oder von denen mindestens ein Elternteil seit Jahren in Erding arbeitet. Bei den Vergabekriterien hat die Mischung gestimmt: Ortsbezug und soziale Aspekte waren gleichermaßen wichtig und entscheidend.

15 Familien dürfen sich als Gewinner sehen, denn sie kommen in einer sehr teuren Stadt nun doch zu Wohneigentum, den sie sich auf dem freien Markt wohl nicht leisten könnten. Das ist schön für die 15 Familien und ebenso bitter für all die anderen, die auf den Plätzen 16 bis 98 folgen. Unter ihnen sind auch viele Familien, die sich Hoffnungen gemacht haben und die nun wieder vor der offenen Frage stehen, wie sie bloß in Erding zu einem Eigenheim kommen könnten. Die Antwort für viele von ihnen ist: Es geht nicht.

Die Stadt sollte möglichst bald mit einem ähnlichen Modell wieder versuchen, Familien zu Wohneigentum zu verhelfen. Die erste Runde eines EU-konformen Einheimischenmodells - denn es ist ja faktisch noch immer eines - hat nicht nur gezeigt, dass es funktioniert. Es hat vor allem gezeigt, dass der Bedarf groß ist - weitaus größer, als dass er mit 15 Reihenhäuser gedeckt werden könnte.

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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