Kommentar:Das Misstrauen bleibt bestehen

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Auch wenn die Experten ruhig und kompetent über den Planungsstand beim Hochwasserschutz Auskunft gegeben, das Projekt ist unbeliebt

Von Mathias Weber

Das Wasserwirtschaftsamt hat sich gut geschlagen. Den Verantwortlichen aus München war klar, dass sie jetzt, hier in Wörth, liefern müssen. Nach der schlechten Informationspolitik direkt nach dem Hochwasser 2013, den Planungen über den Hochwasserschutz hinter verschlossenen Türen und dem Super-Gau kürzlich in der Sempt in Erding, als Hunderte Fische wegen Bauarbeiten verendeten, war das auch bitter nötig. Aber die Experten haben ruhig und kompetent über den Planungsstand Auskunft gegeben; vielleicht nicht immer in einfacher Sprache - oft waren die Erklärungen von Beamtendeutsch und technischen Vokabeln durchzogen. Aber wer genau hinhörte, für den machte die Begründung, warum bei Niederwörth ein Hochwasserrückhaltebecken entstehen soll, auch Sinn.

Für die Wörther natürlich nicht. Sie hatten zwar durchaus gute Fragen gestellt, etwa, wie sich die Grundwassersituation in Zukunft darstellen wird. Aber aus vielen Beiträgen sprach auch die grundlegende Abwehrhaltung gegenüber dem Becken. Da wurde zum Beispiel die Kostenkalkulation in Frage gestellt: Wer sage denn, dass das alles so stimmt? Eine Vertreterin der Regierung von Oberbayern tat das: Die Regierung prüfe die Daten als unabhängige Stelle. Man muss Oberbürgermeister Max Gotz aus Erding Recht geben, wenn er sagte, dass auch er kein Experte für Wasserwirtschaft sei und man den zuständigen Behörden Vertrauen entgegenbringen müsse. Dazu sind die Wörther offensichtlich noch nicht bereit.

Auch ihr Bürgermeister Thomas Gneißl ist das nicht. Er will, wie es auch sein gutes Recht ist, das Bauwerk nicht "einfach ungesehen und ungeprüft durchwinken". Gneißl ist, das schimmerte durch, ein Gegner des Projektes und man darf sich darauf einstellen, dass die Gemeinde viel versuchen wird, um es zu verhindern; am Ende vielleicht vor Gericht. Aber wie er zwischendurch argumentierte, das steht keinem Bürgermeister gut an: Er gab den Mitarbeitern von Wasserwirtschaftsamt und Regierung von Oberbayern der Lächerlichkeit Preis, indem er ganz offen ihr Vorgehen in Zweifel stellte. "Ergebnisse", so der Bürgermeister, könne "man hinmassieren."

Ein gewagter Vorwurf den Experten gegenüber, den er sogleich relativierte: "Ich will nichts sagen, aber so etwas wäre ja auch nur menschlich. Ich will nicht drohen." Wenn es dem Bürgermeister wirklich an "guter Kooperation" gelegen ist, wie er sagt, sollte er solche unterschwellige Unterstellungen (und ihre sofortige Relativierung) unterlassen. Der Rechtsstaat bietet Möglichkeiten, sich zu wehren. Und bei allem Verständnis für die Sorgen der Wörther: Man muss nicht zum Populisten mutieren.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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